Und Kontakte hatte ich von vorneherein verhindert, indem ich die beiden in meinem Telefon gesperrt hatte. Hatte ich dennoch Erkenntnisse gewonnen? Ja, ich mochte Sex. Mehr Sex mochte ich noch mehr. Und das Wagnis war orgiastisch. Ich war entschlossen, mein Leben zu leben in vollen Zügen. Und wer mit mir leben wollte, musste mich nehmen, so wie ich war.
*
Beim Anflug auf den Flughafen meiner Heimatstadt, der den Namen dieses unsäglichen Mannes trug, informierte uns der Pilot über die Details des nasskalten Wetters, das hier den Sommer für die nächsten Tage unterbrechen würde. Als hätten wir das durch die Fenster nicht schon mitbekommen. Das Wetter passte gut zu meiner schlechten Laune.
Je näher ich der Heimat kam, desto mehr näherte ich mich meinen ungelösten Beziehungsfragen. Ja, der Urlaub war wirklich eine gelungene Flucht gewesen. Ich hatte wenig an das gedacht, was zu klären war, sondern nur mich und die Schönheit des unbeschwerten Lebens genossen. Der Gedanke, in Yves' Firma anzuheuern und in Burgund zu leben und zu arbeiten oder gar im Homeoffice von der Algarve aus, war wirklich verführerisch. Aber wäre ich da nicht einfach nur das Häschen vom Chef? Und überhaupt, konnte eine halbplatonische Beziehung zu einem Mann im Alter meines Vaters langfristig gutgehen, also mit so einem lüsternen Biest wie ich es war?
Yves schenkte mir aus der Not seiner Erkrankung heraus ein kontemplativ absichtsloses Begehren, und er war ganz bei mir gewesen, die ganze Zeit. Was vielleicht traurig für ihn allein war, ermöglichte uns gemeinsam unvergleichliche, heitere Sinnlichkeit.
Auszeit VI - Abschied
Tinas Geschichte
40 7-11 Minuten 0 Kommentare
Auszeit VI - Abschied
Zugriffe gesamt: 7797
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.