Bahnhofsmilieu

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Yupag Chinasky

Die Frau, die ihn zweifelsohne bemerkt haben musste, half ihm in keiner Weise, eine Entscheidung zu fällen. Sie tat nichts und genau dies Verhalten reizte ihn immer mehr und schließlich überquerte er die Gasse und trat vor ihr Fenster. Erst jetzt beugte sie sich ein wenig vor und öffnete das Fenster einen Spaltbreit, hielt jedoch ihren Oberkörper und das Gesicht nach wie vor im Schatten. Sie schien fast unwillig über die Störung zu sein, sagte nicht, „wie wäre es mit uns, Süßer“ oder etwas Ähnliches, fand auch keine aufmunternden oder gar auffordernden Worte, wie „na komm rein“, sondern sagte stattdessen, sie würde eigentlich nur Stammkundschaft empfangen und ihn hätte sie noch nie gesehen. Aber, so fuhr sie mit einer tiefen, angenehmen Stimme fort, heute sei nichts los und sie erwarte auch niemanden mehr und er könne hereinkommen, wenn er wolle. Dann wurde sie doch noch geschäftsmäßig und fügte hinzu, dass er sein Kommen nicht bereuen würde, alles sei bestens, sie würde sich Zeit nehmen und es mit ihm schön langsam machen, sie würde alles machen, was er wolle und alles würde sicher zu seiner vollsten Zufriedenheit ablaufen. Sie gab ihm sozusagen eine Geld-Zurück-Garantie bei Nichtgefallen, wenn es so etwas in diesem Metier geben würde. Nur als sie den Preis für ihr Komplettangebot nannte, alles andere als ein Schnäppchen, zögerte er. Aber dann gab er sich doch einen Ruck und nickte.

Die Frau erhob sich, schloss das Fenster, zog die Vorhänge vor, um anzuzeigen, dass das Etablissement besetzt war, und öffnete dann die Tür. Sie begrüßte ihn freundlich und führte ihn in ihren Arbeitsraum, hinter dem Schauraum, ein Zimmer, das nun doch rot beleuchtet war, wenn auch nur sehr schwach, sehr schummerig und naturgemäß mit einem großen Bett als beherrschendem Element versehen war. Die Hure war sehr schlank, aber trotz der langen Beine deutlich kleiner als er.

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