Nicht genug, dass Verluste zu beklagen wären, die Erklärungen und Rechtfertigungen bei der Polizei wären höchst unangenehm und der Gipfel des Horrors würde ihn zu Hause erwarten, bei seiner Frau, wenn er ihr diese Verlust erklären müsste. Es grauste ihm, wenn er an all die Gefahren dachte, die ein solcher Besuch mit sich bringen könnte. Hinzu kam, dass er ein ziemlich geiziger Mensch war und mit Sicherheit den ganzen Abend, den folgenden Tag, ja noch Wochen und Monate dem Geld nachgetrauert hätte, das er für ein paar Minuten Glückseligkeit, so er die denn überhaupt bekäme, hätte bezahlen müssen. Sein größtes Problem war jedoch, dass diese Angst sich nicht nur auf die risikoreiche Situation beschränken würde, sondern sich in seiner Psyche festsetzen würde. Er hatte große Angst, dass er im entscheidenden Moment versagen könnte, dass er zu früh oder gar nicht kommen würde, dass er einen unbeholfenen Eindruck machen würde, den Eindruck eines weltfremden Provinzlers in der sündigen Stadt. Er fürchtete, dass seine zur Schau gestellte Selbstsicherheit erschüttert und als bloßer Schein aufgedeckt werden würde. Er war den intimen Umgang mit fremden Frauen nicht gewohnt und tat sich schwer, das zu ändern. Einerseits wollte er durchaus mal ein solches Abenteuer, aber er suchte es dennoch nicht ernsthaft, denn er war zu feige, zu ängstlich, zu unsicher, zu verklemmt, ein typischer Versager. All diese Gründe führten dazu, dass er die Neongegend zwar immer wieder aufsuchte, wie unter Zwang, aber nur wie ein Schatten durch die Straßen schlich.
Aber eines Tages ist er doch über diesen, seinen Schatten gesprungen und hatte das getan, was ein Mann tut, wenn er hierherkommt. Er war vor einem Fenster stehen geblieben und war nicht scheinbar unbeteiligt vorbei geschlendert, den gierigen Blick so gut es ging verbergend. Das Fenster lag am Ende einer schmalen Gasse, die nur durch ein paar trübe Laternen erhellt wurde.
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