Es war dieser verdammt heiße Sommer. Tagelang hielten sich Temperaturen über 30 Grad, stiegen bis auf 35 Grad, mancherorts kratzen sie nahe an der 40 Gradmarke. Keiner konnte sich erinnern, jemals so einen heißen Sommer erlebt zu haben, selbst die Alten nicht. Kein Lufthauch milderte die Hitze, kein Regen befeuchtete die ausgetrocknete Erde, kein Gewitter brachte Kühlung, auch nicht die Nächte. Eine Tropennacht folgte auf die andere, jede noch schwüler, noch drückender, noch unerträglicher.
Das Leben war massiv beeinträchtigt. Wer vermeiden konnte, ins Freie zu gehen, vermied es. Wer einen kühlen Arbeitsplatz aufsuchen konnte, war glücklich. Wer Tage und Nächte in seiner stickigen, engen Wohnung ausharren musste, war der Verzweiflung nahe. Menschenmassen drängten sich in Schwimmbädern und Biergärten. Kühlschränke und Klimaanlagen versagten reihenweise ihren Dienst. Ventilatoren und Sonnenschirme waren ausverkauft. Eis- und Getränkeverkäufer machten Bombengeschäfte.
Er litt unter der Hitze. Die Tage waren schon schrecklich, aber die Nächte unerträglich. Die dumpfe Schwüle raubte ihm den Schlaf. Er kochte, schwitzte, wälzte sich auf dem feuchten Laken, stand wieder auf, duschte, legte sich nass auf das Bett. Doch schon nach kurzer Zeit war die Abkühlung wieder verflüchtigt und die Backofenhitze lähmte ihn erneut. Zu alldem plagte ihn seine Sommerallergie. Haufenweise lagen zerknüllte Papiertaschentücher um das Bett, es juckte ihn überall und er kam mit kratzen kaum nach. Entnervt hatte er schließlich den aussichtslosen Kampf aufgegeben und sich auf den Balkon zurückgezogen. Dort verbrachte er den größten Teil der Nacht.
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