Barbara macht Kakao

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Barbara macht Kakao

Barbara macht Kakao

Wolfgang Mertens

„Barbara, du siehst toll aus, kein bisschen gealtert“, sage ich und nehme sie etwas zögerlich in den Arm.
Aber sie drückt mich ganz fest und ich spüre, wie sehr sie sich darüber freut.
Dann bringt sie mich in die Küche und bietet mir meinen alten Platz am Tisch an.
„Was möchtest du trinken? Ich schätze, die Zeiten für warmen Kakao sind vorbei?“, fragt sie und lacht herzlich.
„Oh nein, ich habe deinen Kakao immer geliebt. Wenn es dir nichts ausmacht …“, sage ich und muss auch lachen.
Sie wendet sich ab, um die Zerealien zusammen zu suchen. Und wie früher rührt sie Milch, Zucker und Kakao in einem kleinen Topf an, immer darauf bedacht, den Augenblick nicht zu verpassen, wenn es beginnt hoch zu kochen. Dabei bewegt sich ihr Körper im Rhythmus des Rührens. Wie in der Jugendzeit beobachte ich sie dabei. Früher war das immer ein wenig verträumt, in Erwartung des leckeren Getränks. Aber heute war es ganz anders. Unverhohlen betrachte ich ihr Gesäß. Wie es sich bewegt, fest und sicher noch stramm. Ihren Oberkörper dreht sie leicht hin und her, dabei schwingen ihre Brüste sanft. Trägt sie vielleicht keinen BH?
Rasch rufe ich mich zur Ordnung, keine Sekunde zu früh. Sie hebt den Kessel vom Herd und stellt ihn auf eine Unterlage, den sie immer dort liegen hat. Schon damals.
Aus dem Schrank holt sie noch zwei große Tassen und stellt sie dazu. Als sie aus dem Kessel den heißen Kakao in die Tassen füllt, beugt sie sich etwas vor.

Ich sehe, wie sich ihre Brüste in ihre Bluse drücken. Und dann knallt mir die Erinnerung voll ins Bewusstsein.
Da ich mir nicht sicher bin, gerade rot anzulaufen, greife ich schnell meine Tasse und versuche beim vorsichtigen Trinken so viel meines Gesichts zu bedecken, wie möglich.
„Erzähl mal, wie es dir so ergangen ist. Wir haben ja wirklich sehr lange nichts von dir gehört“, führt sie das Gespräch fort.
Dabei fällt mir auf, das sie beim Kakaokochen keinen Ton gesagt hat.

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