Barbara

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Anita Isiris

Mein Job

Mit Rauchen sollte ich schon längst aufhören. Meine 23. Zigarette heute. Langsam werde ich nervös. Was tue ich hier eigentlich? Den ganzen Tag habe ich jetzt – einmal mehr – diese Model-Sache durchgezogen. Models. Dass ich nicht lache. Diese Girls werden es nie zu etwas bringen. In Georgien, in der Ukraine oder in Südindien aufgewachsen, blutjung, aber das einzig wirklich Geile an ihnen ist nicht etwa ihr Körper, sondern ihre Naivität. Wie sie mich anblicken... bittend schon fast... und wissend, dass der Rachen des Porno-Monsters unendlich weit ist und auch nach ihnen noch viele verschlingen wird. Unbeholfen haben sie sich ausgezogen vor mir. Den ganzen Tag über. Überraschungen wurden kaum zutage gefördert. Für einen wie mich! Ob ich kein Gewissen habe, fragt Ihr mich? Ob ich mich nicht schäme, Teil zu sein in diesem frauenverschlingenden #metoo-antagonistischen Räderwerk aus Geld, Geld und noch einmal Geld? Zurückschicken sollen wir sie? In ihre Heimat? Ach was, wir haben doch die volle Personenfreizügigkeit. Nicht unbedingt für Georgierinnen, aber sehr wohl für Rumäninnen und Ungarinnen. Ihre Unterwäsche ist oft zerschlissen. Einige von ihnen leisten sich Hanro-Teile. Weiss der Teufel, wie sie an die delikaten Fetzchen rankommen. Klau, vermutlich. Vielen sieht man das Bäurischstämmige an. Nicht am Körper, nein, nein. Nicht an kantigen Gesichtszügen. Sondern an ihren Bewegungen. Sie bewegen sich nicht im Rahmen der klassischen Männerbeuteschemata, mit hohlem Kreuz und so, sondern weit ausserhalb. Eckig, unsicher, unbeholfen. So, als hätten sie 18 Jahre lang nichts anderes getan als Bohnen zu pflücken oder Petroleum abzufüllen.

<em>“Woman is the nigger of the world.” John Lennon.</em>

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Gedichte auf den Leib geschrieben