Er habe selten an Orten gedreht, wo alles so perfekt geklappt hätte und wo man so wenig habe umbauen müssen, um den Geist einer vergangenen Zeit aufleben zu lassen. Nicht nur die Atmosphäre der fünfziger Jahre, auch die des fin-de-siècle oder des Jugendstils konnte man mit ein paar Requisiten perfekt erschaffen. Der Aufzug, das alte Ding, hatte es dem Produzenten besonders angetan, der sei einmalig. Dabei war er seinerzeit eine Art Schnäppchen gewesen. Er war in einem anderen Hotel ausgemustert worden. Onkel Theo hatte das mitbekommen und ihn für Umme erhalten. Technisch war er noch einwandfrei, nur halt völlig altmodisch, aber genau das gefiel ihm. Dann wurde aber die Wartung doch zu teuer und wir mussten ihn stilllegen. „Mit dem Hotel haben Sie einen großen Schatz, hüten Sie ihn gut“, so hat es der Produzent wörtlich zu mir gesagt. Konkrete Pläne für einen neuen Film habe er noch keine, aber das könne sich sehr schnell ändern und man bleibe in Kontakt. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir selbst noch nicht gewusst, wie es weiter gehen würde und dass wir das Hotel schließen müssten. Auf jeden Fall hatten wir nach dem letzten Film beschlossen, die Bar so zu lassen, wie sie ist. Weil,“ sie lächelte spitzbübisch. „diese Bar offenbar das wichtigste Argument ist, die Filme hier, in unserem Hotel, zu drehen.“
„Mit was fangen wir an?“ Sie hatte ihr rotes Handtäschchen auf die Theke gelegt und durchmusterte die Flaschen auf dem verspiegelten Regal. Die eine und die andere nahm sie in die Hand, las das Etikett, schaute nach, wie voll sie war und stellte sie wieder zurück. Die meisten Flaschen waren angebrochen, manche leer und nur nicht weggeräumt und einige wenige waren sogar noch unangetastet. „An Geld hat es den Filmfuzzis jedenfalls nicht gemangelt und an Sinn für Qualität auch nicht. Das, was noch da ist, ist gar nicht so schlecht, aber doch nicht so viel, wie ich dachte.
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.