Mutter und Tochter hatten sich viel zu erzählen. Sie genossen die Therme Saternias, sonnten sich auf den Wiesen der Flussaue und ließen sich bewirten in den zahlreichen Gaststätten, in denen edle Gerichte und Getränke aus aller Herren Länder angeboten wurden. Und trotz der vielen Menschen von überall her stachen sie heraus aus dem vielfältigen Getümmel und waren im Gespräch, vor allem bei den Männern. Nun hielten sich auch manch selbstverliebte Gockel für berufen, zwei derart ungewöhnliche, attraktive Damen zu umwerben. War Emet da in ihrer Aufrichtigkeit sehr geschickt, keine falschen Hoffnungen aufkommen zu lassen, ohne verletzend zu sein, so scherte sich Elian herzlich wenig um die Gefühle unsensibler Charmeure. Sie genoss es, aufdringliche Bewerber auflaufen zu lassen, zu ärgern und ein wenig Zank herauszufordern. Wenigstens in den gepflegteren Lokalen konnte Emet echte Händel verhindern. Aber Elian schleppte sie auch in verrufene Spelunken, wo sie endlich bekam, was sie wollte. Emet sorgte bei den Raufereien lediglich dafür, dass die Sache im Hinblick auf die Einmischung allzu vieler Gäste nicht aus dem Ruder lief. Ansonsten musste sie gestehen, dass sie von Elian noch etwas lernen konnte. Sie war eine Hasardeurin, und wo Emet schon fieberhaft hätte überlegen müssen, wie sie aus der Nummer raus käme, da goss Elian erst recht Öl ins Feuer. Außerdem suchte sie Streit, wo Emet ihm nur nicht ängstlich aus dem Weg ging. Mit der Verbrüderung nach der Keilerei ging Elian weiter als Emet und nahm dies zum Anlass, auch beim Alkohol über die Stränge zu schlagen. Ernet wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Beim Frühstück hatte sie mit ihrer verkaterten Mutter jedenfalls kein Mitleid.
*
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.