Befreiung

Amazonengeschichten - Im Land des Nordens - Teil 9

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Die Ketten der Gefangenen konnten die Amazonen aufschließen mit den Schlüsseln, die der bewusstlose Fettkloß bei sich führte. Doch die Ringe um Hals und Gelenke waren geschmiedet. Damit trugen sie weiter die Insignien der Sklaven. Die meisten der Befreiten waren Waldbewohner, deren Stamm zwei Tagesmärsche von hier lebte. Das Dorf in dem abgelegen Tal war von den Sklavenjägern geplündert worden. Doch oben in den Bergen lebten noch freie Gruppen. Elian war vogelfrei und Emet mit dem Bann belegt. Sie mussten schnell vorankommen und sich verbergen, so gut es ging. Es war vollkommen unrealistisch, dass sie die Versklavten von weit her in ihre Heimat bringen konnten. In einen kurzen Kriegsrat war beschlossen, dass die Heimatlosen sich den Waldbewohnern anschließen. Elian und Emet waren bereit, den Tross zu begleiten. Die Sklaventreiber würden sicherlich die Herrscher von Arrnos informieren. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Soldaten ihnen auf den Fersen waren. Dann waren Elian und Emet das vorrangige militärische Ziel und konnten die Verfolger von den Befreiten wegführen. Die Schwachen und apathischen Traumatisierten wurden auf die Pferde gehievt, die Befreiten verteilten die Waffen der Geflüchteten unter sich, dann brach der Zug der Elenden auf in Richtung der Heimat der Waldbewohner.

*

Es war Emets Liebe zum Leben, die sie Kämpfe ausfechten ließ, die nicht ihre eigenen waren. Wie konnte sie genießen, wenn andere litten? Natürlich verdrängte auch sie das Elend der Welt, wenn sie sich in der paradiesischen Stadt der Isati oder so schönen Orten wie Cogi oder Saternia befand. Doch wenn sie dem Leid begegnete, konnte sie nicht tatenlos bleiben. Das war das Ethos der Isati und der Amazonen ganz besonders. Elian war Blut von ihrem Blut, und so kurz sie einander kannten, so blind verstanden sie sich nun in der gefahrvollen Verantwortung, diese Menschen zu beschützen. Emet war nur ein einziges Mal in Gefangenschaft geraten, als Teil einer Isati-Mission, die Sklavenjäger von ihrem Territorium vertreiben sollten. Ihr Spähtrupp geriet in einen Hinterhalt und jeder Kampf gegen die Übermacht war aussichtslos. Die Sklavenjäger freuten sich über die junge, kraftstrotzende Beute, ein guter Fang. Schon in der Nacht wurden sie in einem Überfall der Haupteinheit der Isati befreit. Sie hatten gut daran getan, die Sklavenjäger
mit übertriebenem Entsetzen und vorgegaukelter armseliger Angst zu täuschen. Nie wieder wollte sie in Gefangenschaft geraten.

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