Meine Kundin hatte geklingelt. Ich haderte immer noch mit dem Wort Kundin. Frauen hatten es da einfacher, sie konnten von Freiern sprechen. Aber egal, jetzt kam es darauf an, meine Rolle zu erfüllen. Und da es für einen guten Zweck war, konzentrierte ich mich.
Sie betrat den Raum. Der Kopf war gesenkt und dennoch sah sie mich an.
„Guten Morgen! Kommen sie herein, nehmen sie Platz.“
„Guten Morgen, Herr Pfarrer!“
„Was kann ich für sie tun? Frau …?“
„Bitte nennen sie mich Karin.“
„Gut. Karin, was führt sie zu mir?“
„Ich weiß nicht recht, wie ich anfangen soll. Ich möchte beichten, Herr Pfarrer. Aber es ist schon so lange her. Ich weiß nicht mehr, was ich sagen muss.“
„Nun, das ist nicht so schwer. Ich werde ihnen Fragen stellen, die sie mir beantworten. Das wird am leichtesten sein.“
Ich kannte ihre Wünsche und Vorlieben aus den vorbereitenden Mails, die wir uns geschrieben hatten, nachdem sie mit mir Kontakt aufgenommen hatte. Nicht alles davon verstand ich, aber es ist ja vieles Geschmacksache.
Nun hängte ich mir bereitgelegte Stola um den Priesterkragen. Dann setzte ich mich in Positur und begann.
„Karin, wann war ihre letzte Beichte?“
„Das weiß ich nicht mehr, es ist sicher Jahre her.“
„Aber jetzt möchten sie die Beichte ablegen? Sie bekennen, dass sie gesündigt haben und bereuen, was sie getan haben?“
„Ja, Herr Pfarrer, das möchte ich.“
„Nun, wie haben sie gesündigt?“
Ihr Blick ging zu Boden.
„Ich war unzüchtig. So sagt man doch, oder?“
„Wie sie es nennen, spielt keine Rolle. Was haben sie getan?“
„Ich habe einen Mann wollüstig angesehen.“
„Nur angesehen?“
„Zunächst ja.“
„Und dann?“
„Dann bin ich nach Hause gekommen und habe mir selbst Erleichterung verschafft.“
„ Was genau haben sie getan?“
„Naja, ich habe mich selbst befriedigt.“
„Karin, wenn sie beichten möchten und Buße tun, dann müssen sie mir genau erzählen, was sie getan haben. Lassen sie nichts weg.“
„Alles?“
Sie sah mich bittend an.
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