Lisa sass sinnierend auf einer Bank direkt am Stadtfluss, der Aare. Neben ihr lag ein aufgeschlagenes Buch, dessen Cover so verwittert war, dass man weder Titel noch Autor ausmachen konnte. Lisa trug eine schwarze Hose aus hauchdünnem Stoff. Darauf waren silberne Sternchen aufgenäht. Lisa gehörte zu den Frauen, die wenig tun mussten, um zum Blickfang zu werden. Ein bisschen Cajal, wenn überhaupt, meergrüner Zehennagellack, ein feiner Gürtel mit ziselierter Silberschnalle, fertig. Bunter Modeschmuck für die Ohren. Lisa hatte eine Eigenschaft, die den Bernern sprichwörtlich nachgesagt wird: Sie war langsam. Langsam beim Kochen. Langsam beim Gehen. Langsam beim Lesen. Langsam beim Duschen. Langsam beim An- und Ausziehen. Langsam beim Schminken. Und, ja, langsam beim Sex. Diese Langsamkeit ermöglichte es ihr, die Zeit zu dehnen. Während viele von uns ihre Stunden, Tage und Wochen möglichst dicht mit Aktivität bepacken, um dem Fluss der Zeit zu entrinnen, tat Lisa genau das Gegenteil – und hatte Erfolg damit. Ihre Stunden tropften, platschten in ihrer unergründlichen Schwere zu Boden und zerschellten dort in Tausende von kleinen Stücken.
Lisa war der Inbegriff einer Geniesserin. Bekam sie eine Toblerone geschenkt, knabberte sie erst alle Spitzchen weg, bevor sie sich an den massiven Schokoladeboden heran machte. Lisa war liebenswert. Eine liebenswerte Bernerin. Wenn Lisa onanierte – und das tat sie oft – lag sie am liebsten nackt und schutzlos auf ihrem weissen Leintuch und liess sich vom Mond bescheinen. Dann spielte sie versonnen an ihren Schamhaarspitzen, bis Wonneschauer durch ihren Körper jagten. Lisa hatte ein üppiges kleines Wäldchen da unten, und da gab es gar viel zu kitzeln, zu nibbeln und zu bibbeln. Sie wurde rasch feucht, unsere Lisa, feucht und warm. Dann räkelte sie sich und gab sich dem Mond.
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