Da war ein kleiner grauer Fleck an der Decke, den Herr Stumpf immer zwanghaft ausmachte, wenn er in der alten Eckbank seiner Küche saß. Auf den roten Bezügen wippte er auffällig verloren, nervös fast und fühlte Schaumgummi unterm Hintern. Seine Frau Renate brühte die Brühe. Auf dem Tisch dieser Brief. Renate sagte, dass die Kinder mal wieder anrufen könnten. Herr Stumpf Reinhold der ins Schweigen verfallen war, schwieg weiter. Die Tochter studierte in Münster. Auf dem Tisch dieser Brief. Da ging das Telefon, da kam der Anruf, der Tochter gehe es gut, gab Renate weiter. Die ganze Zeit hatte Reinhold nur so dagesessen, sich mit den Handflächen über die braune Plastikhose gewischt. Er trocknete die naßgeschwitzten Handflächen im weissen Hemd, welches er noch nicht ausgezogen hatte, seit er von der Arbeit gekommen war. „Ferkel!“, meinte Renate, schüttelte mit dem Kopf, nett und niedlich, niedliches Wiegen des Kopfes also. Reinhold nahm den Brief, drehte ihn einmal und legte ihn ein paar Zentimeter von sich weiter fort.
Morgen wolle er wohl kommen, wie Renate beiläufig bemerkte. Draußen rauschte die S-Bahn, kaum war das Grundstück in Hamburg- Wellingsbüttel abgezahlt. Auf dem Tisch dieser Brief. Die Entscheidung fiele Freitag, also Morgen, wie Renate meinte, während die Brühe auf den Tisch kam und der Brief der Firma für Einbauküchen neben Renates Suppenteller geschoben wurde. Es sollte nur der Chef vorbeikommen, wie Renate sagte und der würde dann einen Kostenvoranschlag machen. Aber Renate betonte auch, dass sie schon gerne diese Küche haben wolle. Und der Herr Fick war am Telefon sehr nett gewesen. Renate fragte Reinhold, ob er das Schreiben auf dem Küchentisch schon gesehen hätte, es wäre von der Firma Fick. Reinhold nickte, während sich seine Nackenhaare aufstellten. Auf dem Tisch dieser Brief.
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Reinhold wusste, dass Fick ein angesehener Name in Hamburg war. Ein alteingesessener, insbesondere unter Handwerkern und Meistern und Unternehmerfreunden. Dieses ungute Gefühl was ihn beschlich, hätte er nicht in Worten festhalten können. Auf dem Tisch dieser Brief. Renate hatte einen vertrauenswürdigen Geschmack, und die Firma Fick war für gute Arbeit bekannt. Fick wie Fock und Voss, da war nichts dran auszusetzen. Die hatten gute Männer, die arbeiteten tadellos. Kleine, schmächtige Träger und Installateure die in jede Ecke passten. Teilweise dichtende Einbauküchenträger. Leute mit Verantwortung. Keine Sorge musste Reinhold Stumpf haben, dass wusste er. Das ungute Gefühl, was ihn beschlich, wurde von dem Brief auf dem Tisch, von Herrn Fick persönlich unterschrieben ausgelöst. Auf dem Tisch dieser Brief.
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