Betörender Lavendel

Geschichten vom Anfang des Liebens

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Betörender Lavendel

Betörender Lavendel

Stayhungry

Schade, denn was er im Restaurant für reichlich Geld genossen hatte, kam nicht ganz an ihre
außerordentlich raffinierte und liebevolle Küche heran. Und nach einem ganzen Tag Sport durfte auch die Menge gern mehr einer vorgeblichen Hausmannskost entsprechen als den kunstvoll verspielt dekorierten Häppchen einer Haute Cuisine.

Darf ich? fragte er mit belegter Stimme. Aber natürlich, bekräftigte Catherine freundlich, wies ihm den weißen Eisenstuhl mit großem Polsterbelag zu und ließ sich auf die entsprechend ausgestattete Chaiselongue zurücksinken. Ruhig cremte sie sich die Hände ein und blickte schweigend zum Himmel. Mit dem Untergang der Sonne offenbarte sich ein sternenklares Firmament, wie er es bei sich zu Hause nie erlebte. Die Provence aber war berühmt für ihren Himmel, bei Tag und in der Nacht. Kein Wunder, dass sich nicht ganz weit von hier tatsächlich auch ein Observatorium befand. Mit dem noch warmen Abendwind zog der betörende Duft von Lavendel von den großen Felder herüber und mischte sich mit jenem von Thymian, Rosmarin und all den vielfältigen anderen Kräutern, die hier aus jeder Ecke sprießten, und der Lärm der Zikaden gehörte so selbstverständlich zu diesen Sommernächten, dass er den Eindruck von allumfassender Stille nicht trüben konnte. Lange hatte er gebracht, seit sich seine Frau von ihm getrennt hatte, wieder den Weg in dieses Paradies zu suchen, in dem sie so begeistert glückliche Tage miteinander verlebt hatten, in vielen Jahren. Aber jetzt hatte er sich endlich aufgerafft, allein zu fahren. Es war ein guter Entschluss gewesen.

Wir werden uns trennen, bekannte Catherine unvermittelt in ihr Schweigen hinein. Das war etwas ungewohnt direkt, denn sie beide hatten in den Tagen seines Aufenthaltes nicht mehr als die üblichen Nettigkeiten zwischen Gast und Gastgeberin ausgetauscht.

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