Er griff nach Bettinas Hand und wies einladend in den hinteren Teil der Kirche, dorthin, wo die beiden Riemenschneider-Beichtstühle standen. Dort war auch die Kammer, in der Pfarrer Viktor vor allem den jungen Frauen zuhörte, die unfreiwillig schwanger geworden waren, die ihm ihre Seele vor die Füsse legten, wenn sie sich bereits vor der Hochzeit dieser vermaldedeiten Lust hingegeben hatten, die in ihrem Unterleib rumorte und ihnen oft bis spät in die Nacht keine Ruhe ließ. Viele dieser Frauen arbeiteten als Mägde und waren oftmals der Willkür von Knechten, Wirten und Bauern ausgeliefert. Dennoch fand die eine oder andere von ihnen auch Spaß daran, begehrt zu werden, Spaß daran, mit der männlichen Begierde zu kokettieren. Etwas schwankend folgte Bettina ihrem Hirten, dieser öffnete mit einem großen rostigen Schlüssel die Redekammer, wie er sie nannte.
Der Raum war eher klein, gut beheizt und sehr gepflegt. Des Pfarrers Haushälterin leistete ganze Arbeit, ölte die Holzbohlen und legte immer wieder eine frische Häkeldecke auf den Eichenholztisch, auf dem immer auch eine Karaffe mit Wasser und Wein bereitstanden. „Du kannst ablegen“, sagte er sanft zu Bettina. Wohlgefällig betrachtete er ihren großen Hintern, der sich unter ihrem blaugrün karierten Rock erahnen liess. Viktor würde mit Bettina wohl die ganze Nacht lang Trauerarbeit leisten. Bettina war tatsächlich kein Kind von schlechten Eltern, und bereits, als sie noch die Schulbank drückte, hatte sie den Dorfbuben feuchte Träume beschert. Sie war das einzige Mädchen in der Klasse gewesen, und nicht nur die jungen Schüler, sondern auch der Lehrer und der Hauswart projizierten ihre urmännlichen Lüste auf die begehrenswerte junge Frau mit den frechen rotbraunen Locken.
Großzügig schenkte Pfarrer Viktor Bettina ein Glas Wein ein und stieß bedächtig mit ihr an.
Bettina und der Aaronsstab
8 6-11 Minuten 0 Kommentare
Bettina und der Aaronsstab
Zugriffe gesamt: 701
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.