Bettina und der Aaronsstab

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Bettina und der Aaronsstab

Bettina und der Aaronsstab

Anita Isiris

„Erzähl mir nun, Kind, wie es Dir geht.“ Pfarrer Viktor hatte großes Talent im Umgang mit Frauen, und schon vor langer Zeit war er hinter ihr Geheimnis gekommen. Während die meisten Männer im Dorf die Frauen mit ihrem Imponiergehabe herumkriegen wollen – etwa mit einem neuen, starken Traktor – verlegte sich Pfarrer Viktor aufs Zuhören. Durften Frauen erzählen, ohne dabei unterbrochen zu werden und hatten sie den aufmerksamen Pfarrer mit den unergründlichen dunklen Augen vor sich, brachen sich viele der aufgestauten Gefühle Bann, und Pfarrer Viktor verpasste nie den Moment, um nach der weiblichen Hand zu greifen und sie verständnisvoll zu drücken – ohne Worte. Das war Seelenbalsam für die Dorfbewohnerinnen, und so öffneten sie dem Geistlichen nicht nur ihre Seele, sondern nach einer gewissen Zeit auch ihren Körper.
Bettina, die Webertochter, erging sich in einem Wortschwall, der über eine Stunde andauerte. Sie erzählte von den Familienplänen, die sie mit Ferdinand geschmiedet hatte, verriet dem Pfarrer sogar, wie sie ihr Schatzkästchen versteckte, eine kleine Schatulle mit ein wenig Geld, das sie bereits früh als Notgroschen zur Seite getan hatte, um die nächste Hungersnot überstehen zu können. „Daran hast Du gut getan“, sagte Pfarrer Viktor und drückte liebevoll Bettinas Hand. Es ging nicht lange und sie gab dem Mann auf dessen diskretes Nachfragen sogar das Versteck des kleinen hölzernen Kästchens preis. Schon bei zahlreichen Abdankungen war Bettina zugegen gewesen, zudem hatten ihre Freundinnen immer mit einem eigentümlichen Leuchten in den Augen erzählt, wie gut es ihnen getan hatte, dass der Pfarrer ihnen sein Ohr geliehen hatte. So fasste Bettina Vertrauen.
Dann betrachtete der Pfarrer voller Wohlwollen Bettinas bebende Brust.

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