Die junge Dame litt zwar unter erheblichen Sitzbeschwerden, aber sie musste auch zugeben, dass sie ihren Povoll verdient hatte. So wie Liesel, die sich nach ihrer Abreibung bei der Cousine entschuldigte. Alma herzte Liesel, was einer Absolution gleichkam. Luise beobachte diese Begegnung. Die Erzieherin war sehr zufrieden. Alfons befand sich mit Liesel auf einem guten Weg und sie hatte in Alma einen neuen Zögling gefunden. Luise dachte an Karl, den sie seit einiger Zeit vernachlässigt hatte. Es wurde Zeit, dass sie sich mit ihm aussprach. Sie spürte ihr schlechtes Gewissen. Die erotischen Spielchen, die sie mit Liesel zuletzt genossen hatte, gingen entschieden zu weit. Luise atmete tief durch. Sie dachte an das gemeinsame Fingerspiel, zu dem sie sich nach Liesels letzter Bestrafung hinreißen ließ. Liesel liebte die strenge Hand ihrer ehemaligen Gouvernante, aber Luise wusste, dass nun Alfons für die Erziehung der jungen Frau zuständig war. Sie war zuversichtlich, dass er ihre Rolle einnehmen konnte. Nun suchte Luise Liesels Bruder Karl auf, um eine Art Beichte abzulegen. Sie fand ihn im Garten, wo er im Schatten einer Trauerweide auf einer einfachen Balkenbank saß. Karl war in ein Buch vertieft, als Luise ihn ansprach. „Entschuldige, wenn ich dich störe. Ich möchte dir etwas mitteilen, dass mir schwer auf dem Herzen liegt.“ Karl legte das Buch weg. Er deutete auf den Platz neben sich. „Setz dich doch, Luise. Was ist es denn, dass dich derart beschäftigt? Du hast dich in letzter Zeit rar gemacht. Ich hatte den Eindruck, dass sich deine Gefühle mir gegenüber Verändert haben.“ Karl konnte seine Enttäuschung nicht gänzlich verbergen. Nach ihrer gemeinsamen Liebesnacht ging Luise ihm aus dem Weg. Die Erzieherin setzte sich neben Karl auf die Bank. „Das ist einer der Gründe, die mich quälen. Ich liebe dich noch immer, Karl, aber ich habe eine Dummheit begangen.
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