Blank gezogen

Es gab nichts das Walter Brooke mehr hasste, als wenn er bei seinem liebsten Hobby gestört wurde. Es brauchte einen also nicht zu wundern, dass er auf den unangemeldeten Besuch mit Unmut reagierte.
„Einen Moment noch, verflucht nochmal! Hört mit dem Geklopfe auf. Ich öffne euch gleich.“ Der Gouverneur von Nassau entzog sich seiner Gespielin, die sein bestes Stück nur unter Murren freigab.
„Ach Walt, es war doch gerade so schön!“ Brooke musste Mary recht geben, die mit gespreizten Beinen auf seinem Bett hockte.
„Zieh dir was über, Süße. Dem Klopfen nach scheint es sich um ein dringendes Anliegen zu handeln.“ Mary schlüpfte in ihr Kleid, wobei sie sich nicht gerade beeilte. Nachdem der Gouverneur die Tür geöffnet hatte, bekamen Fred Kruger und Henry Dobson noch ein bisschen nackte Haut zu sehen. Kruger schielte auf Marys stramme Schenkel, während er den Gouverneur über die jüngsten Ereignisse aufklärte.
„Tarbeard konnte aus dem Gefängnis ausbrechen. Er bekam Unterstützung von Piraten, die in englische Uniformen gekleidet waren. Master Broughton ist in Tarbeards Gewalt. Wir wissen nicht, was er mit ihm vorhat.“ Diese Nachricht beunruhigte den Gouverneur. Walter Brookes Pläne sahen vor, dass die Piraten ihre Vormachtstellung in der Karibik verlieren sollten. Wenn Tarbeard aus einem Gefängnis der britischen Krone befreit werden konnte, würde das anderen Piraten Aufwind geben.
„Wie seid ihr denn entkommen? Wart ihr nicht an Charles Broughtons Seite?“ Nun schaltete Dobson sich in das Gespräch ein.
„Wir haben uns um eine Dame gekümmert, die von den Piraten misshandelt wurde. Ihr Name ist Jane Brixton. Sie war lange bei Master Bloomington tätig. Sie kennen doch den Juwelier, dessen Tochter Louisa nun auch zu Tarbeards Crew gehört.“ Diese Neuigkeiten erregten das Interesse des Gouverneurs.
„Ist Mrs. Brixton bei euch?“
„Ja, sie wartet vor der Tür. Soll ich sie hereinbitten?“ Der Gouverneur ignorierte Dobson. Er wandte sich dafür an Mary. „Du wolltest doch gerade gehen, mein Schatz. Sag Mrs. Brixton, dass ich sie gerne sehen würde!“ Die dunkelhaarige Schönheit erhob sich von Walter Brookes Bett. Mary schenkte den Männern einen lasziven Augenaufschlag, ehe sie die Räumlichkeiten des Gouverneurs verließ. Einen Augenblick später betrat Jane Brixton das Zimmer. Es fiel auf, dass ihre Bewegungen von einer gewissen Steifheit geprägt waren. Walter Brook gab Kruger und Dobson zu verstehen, dass er mit der Dame unter vier Augen sprechen wollte. „Wir sehen uns später, Männer! Dann können wir in aller Ruhe das weitere Vorgehen besprechen. Gönnt euch ein gutes Essen. Ihr werdet hungrig sein nach all den Strapazen.“