Die Blauburg-Orgie

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Die Blauburg-Orgie

Die Blauburg-Orgie

Anita Isiris

Ich freute mich, mit meinen Kollegen, mit denen ich mich durch so manche verwinkelte Multiple-Choice-Frage gekämpft hatte, hier zu sein. Leichen sezier hatte ich mit ihnen. Leichen, deren Innereien an Siedfleisch erinnerten. Nerven, Blutgefässe und Sehnen liessen sich kaum unterscheiden. Da war nichts blau, rot oder gelb wie im Anatomieatlas. Magensonden hatten wir uns gegenseitig gelegt. Wir wussten, wie es ist, wenn das Gegenüber kotzt. Ventro-Glutaeal-Spritzen hatten wir uns auch verabreicht. Dabei musste ich meinen Hintern entblössen. Timo hatte bei mir gespritzt – und die Hand etwas länger auf meinem Hüftknochen ruhen lassen, als dies zur Lokalisation des Einstichpunkts nötig gewesen wäre. Meine Kommilitonen kannten meine etwas schweren, birnförmigen Brüste. Ich hatte meinen BH gerne ausgezogen, damit sie ungehindert die Interkostalräume palpieren konnten – zwecks korrekten Legens der EKG-Elektroden. Auch die Brustwarzen, meine Negerköpfchen, markieren einen wichtigen Orientierungspunkt. „Mamillen“ heissen sie im medizinischen Fachjargon.

„Wir kommen nun zur Nachspeise.“ Klaus stand hinter mir und liess seine schweren Hände auf meinen Schultern ruhen. Dann verband er mir die Augen, ergriff meine Hand und führte mich durch den Raum. Ich stellte fest, dass eine Tür ins Schloss fiel. Ein eigentümlicher Geruch stach mir in die Nase. Da war der Modergeruch der Burgmauern, aber es roch auch nach Spitalhygiene. Sterillium. Äther. Alkohol. „Tu einfach, was wir Dir sagen“, befahl Reto. Da war mir schlagartig klar, dass ich nun Mittelpunkt eines sexuellen Rituals sein würde. Ich bekam Gänsehaut. Wie Eingangs erwähnt: Ich mochte Männer, die wussten, wo es langgeht. „Zieh Dich aus“, herrschte er mich an. Ich streifte mir wie unter Hypnose mein Kleid über den Kopf. Darunter trug ich schwarze Unterwäsche. „Sehr schön“, murmelte Andreas. Ich verfluchte die Augenbinde.

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Gedichte auf den Leib geschrieben