In diesem Moment begriff ich: Egal, wie viele Leichen ein Mann in seinem Leben seziert. Egal, was er über den Menstruationszyklus weiss. Egal, wieviele Milchgänge, Canaliculi, er unter dem Mikroskop betrachtet hat: Die nackte Frau bleibt Faszinosum. Ich entspannte mich, wusste, was nun kommen würde. Es war nun wohl an Reto, die letzte Hemmschwelle zu durchbrechen. Die andern würden ihm, dem offensichtlichen Anführer, folgen. Menschen sind ja Herdentiere – wie die Schweine drüben im KZ. Als hätte Reto meine Gedanken lesen können, knöpfte er die Hose auf und entblösste seinen riesigen Schwanz. Nein, riesig nicht unbedingt – aber dick. Sein Schwanz war ungemein dick – die Länge eher nicht so ausgeprägt. „Küss die Schlampe“, forderte er Timo auf. Ich war also hier die Schlampe. Ausgeliefert, mit offenen Schamlippen, übererregten Brustwarzen und offenem Haar – aber Schlampe.
Ich war damals Medizinstudentin und hatte das zweite Propaedeutikum mit Bravour geschafft. Nun wollte ich endlich Sex. Genommen werden, versteht Ihr? Kein Blümchensex. Ich wollte einen Mann (oder meinetwegen mehrere), die wussten, wo es lang geht. Die mich zum Kätzchen machten. Zur süssen, kleinen, anschmiegsamen Patrizia-Muschi.
Timo küsste gut. Mir wurde untenrum ganz warm. Dann vögelte mich Reto. Der etwas schlaksige, einsachtzig grosse junge Mann konzentrierte sich ganz auf mich, schmallippig, unter Beobachtung seiner Kommilitonen. Sein Schwanz füllte mich vollkommen aus. Ich verspürte Ruckelbewegungen, ein leichtes Kitzeln und Kribbeln. Wieder schob Timo seine Zunge in meinen Mund. Jetzt hatten sie mich. Jemand massierte meine Brüste, jemand streichelte meinen Bauch. Jemand lutschte an meinen Zehen. Jemand strich mir zärtlich über den Kopf. Dann wechselten sie die Position. Es war ein veritabler Liebesreigen im Kachelsaal auf der Blauburg – und ich war „in the eye of the storm“ - im Auge des Sturms.
Bevor ich in einem Orgasmus zerfloss, der sämtliche Farben dieser Welt beinhaltete, zuckte ein letzer scharfer Gedanke durch mein Hirn. Schweine, die Schweine drüben im KZ, würden so etwas nie tun. Eine Frau fesseln, meine ich. Und dann der siebenfache Genuss. Die Blauburg-Orgie war zutiefst menschlich und gleichsam schweinisch.
Hyperorgiastischgeilschweinisch.
Nach den Semesterferien begegneten wir uns wieder, meine Kommilitonen und ich - im ersten klinischen Semester. Es war alles wie immer... als hätte die Blauburg-Orgie nie stattgefunden.
Ich war Patrizia, angehende Ärztin.
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