Von den Histologiekursen hatte ich die Schnauze voll. Auf den Präparaten erkannte ich sowieso nie etwas – jedenfalls nicht das, was man von mir erwartete. Mit dem Citratzyklus musste mir auch keiner mehr kommen. Die Ursprünge und Ansätze sämtlicher Muskeln hatte ich mir bestens eingeprägt – und dass der Nucleus Caudatus zu den Basalganglien gehört, war mir längstens klar.
Ich war damals Medizinstudentin und hatte das zweite Propaedeutikum mit Bravour geschafft. Nun wollte ich endlich Sex. Genommen werden, versteht Ihr? Kein Blümchensex. Ich wollte einen Mann (oder meinetwegen mehrere), die wussten, wo es lang geht. Die mich zum Kätzchen machten. Zur süssen, kleinen, anschmiegsamen Patrizia-Muschi.
Mehr wollte ich nicht sein. Ich war jetzt zweiundzwanzig und kannte Sex bloss aus der Bravo, aus Brigitte und Cosmopolitan.
Ich wusste, dass ich als hübsch galt. Eher der südländische Typ, mit langem, schwarzem, glänzendem Haar. Betonte Taille. Darauf war ich stolz. Der Arsch ein bisschen gross vielleicht – was aber nicht verwundern dürfte – nach dem jahrelangen Rumsitzen in den Hörsälen unserer Uni.
In meiner Tutoratsgruppe war ich die einzige Frau. Allein unter sieben Männern. Sie schienen alle geeicht zu sein, diese Cand. Med.- Helden... was das Sexuelle angeht. Sie machten aber Sex auch ständig zum Thema – möglicherweise, um mich herauszufordern. Oft – für meinen Geschmack etwas zu oft – liessen sie ihre Blicke auf meinen Brüsten ruhen. Dabei wussten sie doch, dass da nur Drüsengewebe ist. Kleine Kanälchen, die in den Brustwarzen münden. Dass ich Nippel hatte wie kleine Negerköpfe, das wussten sie aber nicht. Klar ist „Negerkopf“ heute keine politisch korrekte Bezeichnung mehr. Meine Brustwarzen waren aber so. Prominent, frech hervortretend, und dunkel. Ich bildete mir vor dem Spiegel stets ein, dass Männer so etwas mögen könnten.
Dann kam die Einladung auf die Blauburg.
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