" kam es drohend. Sie weinte und wand sich. Nein, sie wollte das Folterinstrument nicht holen, nicht das, sie wollte ja alles tun um es wieder gut zu machen, nur das nicht! "Holst Du jetzt den Kochlöffel?" drang die kalte unbarmherzige Stimme an ihr Ohr. Sie wagte es nicht ihn anzusehen, mit gesenktem Kopf setzte sie einen Fuss vor den anderen, als ob sie auf glühenden Kohlen ginge. Der Griff an die Schublade kostete ihr jedes mal eine Überwindung, die ihr Herz einschnürte, sie kniff die Pobacken zusammen, zögernd ging die Hand nach vorn - Du musst ihn rausholen, schnell, dann hast du es hinter dir... Tränen quollen ihr aus den Augen, als sie ihrem Vater den grossen hölzernen Kochlöffel reichte. "Bück Dich! Streck den Hintern raus, Du kleines Biest!" Der erste Schlag sauste nieder, auf ihren kleinen, zarten Kinderpopo. Reflexartig gingen ihre Hände nach hinten, sie wollte sich schützen. "Hände weg! - Tust Du jetzt die Hände weg ?!!!"Sie heulte laut auf, doch sie gehorchte, sonst würde es noch schlimmer werden. Esperanza stand vor ihrem Garderobenspiegel, und blickte in ihr Gesicht, wie schmachvoll war dieses Erlebnis immer wieder gewesen. Tränen rannen von ihren Wangen. "Dieser Scheisskerl!" Er hatte dieses grausame Ritual immer wieder abgehalten, auch als sie schon grösser wurde. Irgendwann war sie dann wirklich davongelaufen, hatte sich einfach in die andere Richtung gedreht und war losgerannt, zur Tür hinaus, immer weiter, doch jedes mal stand sie wieder vor ihm, so wie jetzt, sie konnte ihm nicht entfliehen... Die Handtasche - wo war die Handtasche? Hatte sie die ganze Zeit über auf der Ablage gelegen? Warum hatte sie sie nicht gesehen? Hastig machte Esperanza sie auf - da war der Zettel - Ich werde ihn anrufen, sofort -
Raphael sass an einem Schreibtisch, sein Blick ins Leere gerichtet. Sie sollte sich melden, bald.
Blick in den Spiegel
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