Blinde Weihnachten

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Blinde Weihnachten

Blinde Weihnachten

Kastor Aldebaran

Was also tun, die Tage der Liebe und Gemütlichkeit standen vor der Tür und wollten nicht eintreten, bei mir war es dafür zu öde und sie weigerten sich, meine Schwelle zu übertreten. Das machte mich trübsinnig und ich kam mir vor wie ein Hamster im Käfig. Zumindest stellte ich mir vor, das er sich so fühlten würde. Leider hatte ich kein Hamsterrad, sonst hätte ich es wahrscheinlich ausprobiert. Um es anders zu sagen, mir fiel die Decke auf den Kopf, musste raus.

Obwohl es gerade dunkel wurde, zog ich mich schnell an, warf mir einen Schal um, eine Mütze auf den Kopf, obwohl es nicht kalt war. Wenn ich mich irgendwo hinsetzen wollte, würde es nützlich sein. Kaum angezogen, ging ich nach draußen, einfach in eine Richtung ohne Ziel, sah mir dabei die festliche Beleuchtung an, die manche Häuser und Wohnungen zierten. Ich erfreute mich an den Lichtern, mochte, wenn sie bunt waren. Die LED-Technik brachte klare und helle Farben hervor, die ich genoss. Endsprechend begeistert lief ich weiter, achtete dabei weniger auf den Weg, sah mir mehr die Fassaden der Häuser an. Daher übersah ich ein wichtiges Detail.

Gerade als ich eine besonders interessante und ausladende Beleuchtung im Vorbeigehen betrachtete, stieß ich mit jemandem zusammen, der aufschrie. Anhand der Stimme war mir klar, dass es sich um eine Frau handelte, wusste jedoch nicht, warum sie mir nicht ausgewichen war. Dies wurde mir erst klar, als sie auf dem Pflaster aufschlug, ihr weißer, langer Stock mit einer Kugel am Ende auf dem Boden aufprallte und davonrollte.

„Oh, Entschuldigung, ich habe sie nicht gesehen!“, sagte ich und wusste in dem Moment, dass es ein unpassender Satz gewesen war. Innerlich hätte ich mich ohrfeigen können.

„Ich auch nicht!“, antwortete sie und zu meiner Überraschung klang es nicht verbittert. Angesichts ihres Schicksals hätte ich es ihr nicht verübeln können, blind zu sein, oder zumindest größtenteils, war sicher nicht einfach.

Sofort streckte ich ihr meine Hand entgegen wie ein Reflex, um ihr aufzuhelfen, als mir einfiel, dass sie diese nicht sehen konnte.

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Fortsetzung erwünscht

schreibt Steinlaus

Hervorragende Geschichte die wirklich eine Fortsetzung verdient hat!

Fortsetzung erwünscht

schreibt Lucky

So spannend wie es gerade war

Gedichte auf den Leib geschrieben