Blinde Weihnachten

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Blinde Weihnachten

Blinde Weihnachten

Kastor Aldebaran

„Darf ich ihnen helfen?“, wollte ich wissen, hatte keine Ahnung, wie ich es anstellen sollte.
„Das wäre nett von ihnen und ich griff nach ihrer Hand, die sie sofort zurückzog.

„Bitte ihren Arm!“, wünschte sie sich und ich beugte mich herunter, hielt ihr meinen angewinkelten Arm entgegen, damit sie ihn selber ergreifen konnte. Mit vereinten Kräften kam sie auf die Beine und ich bückte mich schnell, hob ihren Stock auf und übergab ihn ihr.
„Sehr liebenswert!“, bedankte sie sich, obwohl ich eigentlich der Verursacher unserer Kollision gewesen war.

„Das ist das wenigste, was ich für sie machen kann. Bin ja hauptsächlich schuld daran, dass sie hingefallen sind!“

Zu meiner Überraschung schüttelte sie ihren Kopf.

„Nein, das sind wir beide, ich hätte genauso aufpassen müssen. Dass ich nichts sehe, dafür können sie nichts und ich muss genauso aufpassen, wie jeder andere auch, ich hätte sie hören müssen!“
Danach entstand eine winzige Gesprächspause und ich empfand es als peinlich, dass mir nichts mehr einfiel. Dafür sah ich sie kurz genauer an als zuvor, musste innerlich grinsen.

Sie war unbestimmten Alters, konnte vierzig oder fünfzig sein, schwer zu schätzen. Ihre Mütze, die sie trug, in Stil eines Schlumpfs aussah, konnte ihre krause Haarmasse kaum verbergen. Lockige, braune, mit silbrigen Strähnen versehene Haare quollen darunter hervor und ließen ihre Frisur verwildert aussehen, zumindest den Teil, den ich sehen konnte. Des weiteren war sie normal angezogen, Jeans, eine winterliche Jacke, warme Schuhe und trug eine leere Einkaufstasche über dem freien Arm. Wahrscheinlich wollte sie einkaufen gehen, letzte Besorgungen vor dem Fest machen.

„Kann ich ihnen noch irgendwie helfen?“, fragte ich sie um einen Übergang zu finden, irgendwie war sie mir sympathisch, hatte eine warme Ausstrahlung, die mir ans Herz ging. Außerdem fand ich sie attraktiv, auch wenn sie eine dunkle Sonnenbrille trug, die ihre Augen verbarg. Sie war klein, vielleicht einen Meter sechzig, dazu relativ schlank, wobei ich das kaum erkennen konnte. Ihre dicke Winterjacke verhinderte eine genaue Analyse. Anhand ihrer Beine, die darunter hervorlugten und ihren schmalen Fingern ging ich davon aus.

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Fortsetzung erwünscht

schreibt Steinlaus

Hervorragende Geschichte die wirklich eine Fortsetzung verdient hat!

Fortsetzung erwünscht

schreibt Lucky

So spannend wie es gerade war

Gedichte auf den Leib geschrieben