Ich hatte damals den undankbaren Job übernommen, Zhora Jones zu beschatten. Zhora war damals Mister Razor`s einzige, ebenbürtige Rivalin. Sein weibliches Gegenstück. Seine ältere Schwester, nebenbei bemerkt. Zhora war ebenfalls Voodoo-Priesterin, Zuhälterin, bis unter den Haaransatz der Afro-Look-Frisur in`s organisierte Verbrechen verstrickt. Zhora Jones selbst war ein einziges, wandelndes, sehr organisiertes Verbrechen. Und schön war diese gefährliche Raubkatze obendrein. So schön, dass einem fast die Augäpfel blutend aus dem Schäden sprangen, wenn man sie zu lange ansah. Zhora`s drahtiger, muskolöser Körper steckte meist in einem schlichten Nadelstreifen-Anzug. Ihre Afro-Look-Mähne sah aus, als würden Dämonen darin hausen. Es ging das Gerücht um, keine Messerklinge könne ihre straffe, nachtschwarze Haut durchstoßen. Es wagte sich ohnehin niemand näher als mit fünf Metern Abstand an diese schwarze Medusa heran. Dieses Weib konnte mit Blicken töten. Sie war überhaupt recht einfallsreich, wenn`s darum ging, sich neue Tötungsarten auszudenken. Einmal berichteten verstörte Zeugen, Zhora habe auf offener Strasse, am hellichten Tage einen texanischen Touristen gekillt. Der rassistischen Fettsau purzelten ein paar unschöne, obszöne Bemerkungen aus seinem Schweinegesicht. Zhora nahm sein fettes Gesicht in ihre beiden Hände, verwünschte laut fluchend seine Seele und brach ihm das Genick mit einem routinierten Kopfverdreher. Eine Gerichtsverhandlung gab es nicht. Die Zeugen verschwanden spurlos oder wurden wahnsinnig. Einen früheren Polizeichef hat sie nur einfach mit einem Voodoo-Fluch verhext. Der sonst so besonnene Polizist tickte komplett aus, zerstückelte die eigene Familie mit einer Machete und sprang aus dem Fenster. Doch der Sturz tötete ihn nicht. Wie ein Zombie rappelte der Kerl sich wieder auf, schleppte sich die vier Stockwerke hoch und sprang erneut auf seinen heißgeliebten Chevy Nova. Schwerstverletzt wiederholte die arme Sau diesen Vorgang noch zweimal, bis es seinem Körper physisch nicht mehr möglich war, sich zu bewegen. Aber tot war der Polizist noch lange nicht. Als man ihn in die Klinik einlieferte, war er nur noch ein Sack voller gebrochener Knochen. Das Hirn quoll durch einen Riß der Schädeldecke. Das hielt den armen Kerl nicht davon ab, in einer uns unverständlichen Sprache einen endlosen Sermon vor sich hin zu murmeln. Möglicherweise sprach Zhora durch seinen Mund zu uns. Wir mußten die Worte nicht verstehen. Die Botschaft war klar und deutlich. Aber für mich kam diese Warnung zu spät. Ich war bereits besessen. Ich hatte mich schon zu sehr in meinen Job verbissen. Schlaflos und halb wahnsinnig beschattete ich Zhora rund um die Uhr.
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