Eines Nachts sah ich Zhora mit ihrer Horde Leibwächter in den Razorblade-Club hineinspazieren. Sieben Stunden später verließ Zhora den Club wieder... in zwei Hälften zersägt und auf zwei Koffer verteilt, wie wir später erfahren sollten. Einer von Mister Razors Wasserträgern schleppte damals die zwei Koffer aus dem Club und an meiner ahnungslosen Bullenvisage vorbei. Einer der Koffer tauchte wenig später in meiner Privatwohnung auf. Offenbar als Warnung. Als ich den Koffer ahnungslos öffnete, war Zhora`s Torso nicht mehr ganz frisch. Die tote Krähe, die aus ihrem weit aufgerissenen Mund ragte gehörte wohl zu irgendeinem Voodoo-Ritual. (Meine damalige Freundin starrt noch heute und für den Rest ihres Lebens die Wand ihrer Gummizelle an. Sogar seriöse Psychater sind überzeugt davon, dass meine Ex-Freundin irgendwie "verhext" worden sei.)
Als wir Polizisten den Razorblade-Club stürmten, sah es da drin aus, wie in einer Metzgerei. Und dabei waren Mister Razor`s Nutten schon seit ein paar Stunden dabei, das Blut von Zhora`s abgeschlachteten Leibwächtern aufzuwischen. Was an Körperteilen nicht an die Alligatoren verfüttert wurde (Mister Razor`s Haustiere), landete im Zwölf-Stunden-Rythmus auf den Schreibtischen der Fahnder, die im Morfall Zhora Jones ermittelten. Als wir eine hübsche Sammlung abgeschnittener Nasen, Ohren, Finger und Zehen beieinander hatten wurden die Ermittlungen überraschend eingestellt. Befehl von oben. Befehl von ganz weit oben. Der Razorblade-Club durfte sogar wieder öffnen. Mister Razor war, wie immer, überall und nirgens. Es geht das Gerücht um, er sei nur ein Mythos. Die Erfindung einer cleveren Gangsterbande, die sich Respekt verschaffen will durch ihren Hokuspokus. (Aber ich glaube an die Existenz von Mister Razor. Er sitzt bereits in meinem Kopf und bald werde ich ihm begegnen. Von Angesicht zu Angesicht.)
Der Fund des zweiten Koffers war recht unspektakulär. Tony Thomson, ein ehemaliger Kleinkrimineller und gelernter Starkstrom-Elektriker fischte den Koffer aus dem Fluß. Als wir, auf einen anonymen Tip hin, seine Wohnung stürmten lagen Zhoras Beine auf Tony`s Bett. Die teilweise bloßgelegten Nervenstränge und Muskeln mit dicken Kabeln verdrahtet, zuckten Zhora`s Beine spastisch unter Starkstrom-Einfluß. Tony hatte offenbar versucht, Zhora`s Unterleib nocheinmal Leben einzuhauchen. Unter Zuhilfenahme von etwas Elektrizität. Während wir mit gezückten Waffen und dem üblichen Polizistengebrüll das Terrain sicherten, saß Tony dem Bett gegenüber in einem alten Lehnstuhl und gaffte mit weit aufgerissenen Augen auf Zhora`s zuckende Beine. Tony`s heruntergelassene Hosen schlabberten ihm um die Fußknöchel. Tony war total verstört. Er knabberte nicht nur nervös an seinen Fingernägeln. Er biß sich vor Angst die eigenen Fingerkuppen ab. In späteren Verhören sprach Tony immer nur davon, dass Zhora nach ihm getreten habe. Der Stromgenerator sei gar nicht eingeschaltet gewesen und Zhora wäre nicht wirklich tot. Wir versuchten dem armen Kerl klarzumachen, dass Zhora in der Mitte durchgesägt wurde und dass er es nur mit ihrem toten Unterleib zu tun hatte. Aber Tony fragte uns nur immer wieder, ob wir in Zhora`s Herzen schwarze Käfer vorgefunden hätten. Nun, ja. Wir fanden Zhora`s Herz nicht. Entweder hatte sie keines, oder Mister Razor hatte es ihr herausgerissen, bevor er mir ihren Torso schickte. Tony Thomson wurde für unzurechnungsfähig erklärt und verschwand zwei Monate später spurlos und auf ungeklärte Art und Weise aus dem Hochsicherheitstrakt einer psychatrischen Anstalt.
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