Blue Movie

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Viktoria Tsiffa

Ich blicke in den zerbrochenen Badezimmerspiegel. Selbst im diffusen Licht der flackernden Glühbirne sehe ich noch rattenscharf aus. Gott hat mir ein einigermassen hübsches Gesicht verpasst. Und dann hat mir Gott einen Arschtritt verpasst, als er mich in diese Welt geschickt hat. Gott hat mich schwarz angemalt. Wieso tut er das? Ich bin ein Afro-Amerikaner. Früher sagten diese Weißärsche "Neger" zu mir. Wieso malt Gott manche Menschen schwarz an?
Eine Krähe verfliegt sich durch`s offene Fenster in`s Badezimmer. Die Krähe setzt sich auf die Schulter des Weißarsches, der reglos in der Badewanne liegt. Ich sehe eine zeitlang zu, wie die Krähe auf der Schulter des Privatdetektivs sitzt und im Gesicht des Kerls herumpickt. Die Krähe pickt mit dem Schnabel in den offenen Wunden herum und hackt nach seinen Augen. Der Weißarsch kriegt alles mit, kann sich aber nicht bewegen, kann nichtmal zwinkern. Ich verscheuche die Krähe nicht. Wieso auch. Schließlich langweile ich mich und verlasse das Badezimmer.
Ich komme aus dem Badezimmer und schlendere zu Miranda rüber. Eine kleine Tischlampe mit grünem Lampenschirm presst diffuses Licht in das Hotelzimmer und läßt Miranda´s nackten Körper dunkel glimmen. Sie hat sich inzwischen das Babydoll-Nachthemdchen abgestreift und steht jetzt nur noch in ihren hochhackigen Stiletto-Schnürstiefeln da. Ich überlege, wie es wäre, jetzt einfach über Miranda herzufallen. In diesem verdammten Hotel würde jeder ihre Schreie ignorieren. Ich habe schon meine Hand am Hosenknopf, da klopft es an der Tür. Zimmerservice. Ich öffne. Ein Zwerg in einer Pagen-Uniform überreicht mir einen Schuhkarton und grinst mich wissend an. Ich nehme den Schuhkarton an mich und schließe die Tür. Eigentlich sollte mich jetzt nichts mehr überraschen. Ich zögere. Dann öffne ich endlich den Schuhkarton. Ich bin jetzt doch darüber erstaunt ausgerechnet meinen Revolver im Schuhkarton vorzufinden. Dazu ein Zettel, auf dem steht: Mit besten Wünschen von Mister Razor. Ich checke den Munitions-Vorrat. Es lauern noch immer nur zwei Patronen in den Kammern der Revolvertrommel. Und plötzlich weiß ich genau, was ich zu tun habe. Ich weiß auch, dass es keine Rolle spielt, ob ich das wirklich durchziehen will. Ich werde es tun und ich habe nichtmal eine eigene Meinung hierzu.

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