Blue Movie

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Viktoria Tsiffa

>>Danke, dass du auf mich gewartet hast, Charlie<< sage ich höhnisch und kneife ihn freundschaftlich in die Wange. Charlie freut sich sicher über menschliche Zuwendung. Trotz seines versteinerten Zustandes kriegt er nämlich alles mit. Seine Wahrnehmung funktioniert bestens. Nur alles andere eben nicht mehr.
Ich starte den Motor und schalte das Autoradio ein. Screaming Jay Hawkins brüllt mir seinen Blues in´s Ohr. Mir ist als würde er hinter mir auf dem Rücksitz lümmeln. Ich sehe in den Rückspiegel und habe eine Vision. Da sitzt Screaming Jay. Und neben ihm auf dem Rücksitz liegt ein Schuhkarton mit dem herausgerissenen Herzen meiner Traumfrau darin. Mary. Mary`s Herz. Das gehört jetzt mir allein. Nur nützt mir das jetzt nichts mehr. Und Screaming Jay Hawkins brüllt mir von hinten seinen Voodoo-Blues in`s Ohr. Gott ist ein Witzbold. Aber mir ist heute nacht nicht zum Lachen zumute.
Auf dem Weg zum nächtlichen Begräbnis schaue ich noch schnell im Razorblade-Club vorbei. Was ich da vorhabe? Mary einen letzten Dienst erweisen. Ich werde ihre Tochter aus den Klauen dieser Voodoo-Heinis reißen. Ich werde Miranda aus diesem Club rausholen. Mit Gewalt. Ich habe nicht die geringste Ahung, wie ich das mit nur zwei Patronen und meiner kaputten rechten Hand schaffen soll. Aber eigentlich habe ich sowieso keine Chance. Eigentlich bin ich schon so gut wie tot.
Der Razorblade-Club. Stellen Sie sich Ihre schmutzigsten sexuellen Fantasien vor, gepaart mit Ihren schlimmsten Albträumen, gut durchgebraten in der schlimmsten und zugleich süßesten Hölle die Sie sich vorstellen können. Das Ganze garniert mit einem Schuß Voodoo und der Gewißheit, dass Sie nie wieder in Ihre alte Welt zurückfinden werden. Das ist der Razorblade-Club. Das ist das süße Leben im Kopf-Kino Ihrer geheimsten, sexuellen Obsessionen. Ach, Sie halten sich selbst für einen moralisch standfesten, gottgläubigen Menschen? Nun, ja. Vielleicht sind Sie sogar ein guter, rechtschaffender Mensch. Aber nach einem Besuch im Razorblade-Club sind Sie nur noch ein großer Batzen sündiges Fleisch. Den Dämon, der dann auf Ihrem Rückgrat reitet, den kriegen Sie nicht mehr los. Glauben Sie mir! Ich hab`s versucht. Ich habe versucht, meinen Dämon loszuwerden. Aber er ist schon zu sehr mit meinem sündigen Fleisch verwachsen, hat sich zu fest in meine dunkle Seele verkrallt.

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Gedichte auf den Leib geschrieben