Bombenentschärfung

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Bombenentschärfung

Bombenentschärfung

Wulff Triebsch

 

Um Neukunden in meinem Salon kümmere ich mich meist persönlich, auch - oder gerade um männliche. Mit ihnen kann man sich besser über aktuelle Themen unterhalten, wie zum Beispiel die nächtliche Bombenentschärfung.
„Sie mussten sich doch sicherlich auch irgendwo eine Bleibe suchen“, begann der Mann auf dem Frisierstuhl vor mir das Gespräch. Ich nickte stumm.
„Wissen Sie, meine Frau ist einfach mit einer Nachbarin losgezogen und was meinen Sie, wo beide gelandet sind?“ Er machte eine rhetorische Pause. „Im Nachtclub in der Nachbarstadt. Stellen Sie sich das vor: Zwei Frauen allein in einem Nachtclub!“
„Was ist daran so ungewöhnlich?“, wollte ich wissen.
„Eigentlich nichts. Sie waren ja gottseidank zu zweit. Aber jetzt kommt’s. Seitdem ist meine Frau wie umgewandelt. Schmeißt einfach ihre rote Jacke weg, die sie sich erst vor einer Woche gekauft hatte und trägt keine Ohrringe mehr.“ Er drehte sich um zu mir und sprach nur noch ganz leise weiter. „Jetzt brauche ich auch keine Dienstreisen mehr zu machen; habe ja neuerdings alles zuhause, was ein Mann braucht und noch viel mehr, wenn Sie verstehen, was ich meine.“ - Ich nickte nur stumm.
„Nur einen Wunsch muss ich meiner Frau noch erfüllen und deshalb sitze ich auch hier bei Ihnen: Der Bart muss ab. Meine Wange soll ganz glatt rasiert sein.“ Er blickte zu mir auf. „Und die Haare ganz kurz, am besten so wie Ihre.“ Er strich mit einer Hand über seinen Kopf. „Also los, machen Sie … und nachher sagen Sie mir noch, wo man in unserer Stadt Kokosnussmilch herbekommt. Ich soll möglichst viel davon trinken. Weiß der Henker, wozu das gut ist.“
„Wie Sie wünschen, Herr … Herr …„
„Thun, Richard Thun.“

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