Bombenentschärfung

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Bombenentschärfung

Bombenentschärfung

Wulff Triebsch

An den Tischen im Speisesaal entstand Unruhe. Es folgten Wortwechsel, alles um uns herum wurde lauter. Ein schwarz gekleideter Mann bat die Gäste um Aufmerksamkeit. Soeben hatte die Stadtverwaltung mitgeteilt, dass das Räumkommando erst weitere Geräte herbeischaffen musste, bevor die Bombe entschärft werden konnte. Erst um Mitternacht würden die eintreffen. Wer konnte und wollte, sollte das Angebot von Nachbarn, Freunden oder Bekannten zum Übernachten in Anspruch annehmen. Ein Raunen ging durch den Speisesaal. Ich hörte Namen von Hotels und Pensionen.
„Nachbarn und Freunde?“, meinte die Frau mir gegenüber. „Die nächsten Verwandten wohnen weit weg. Wie soll ich zu denen fahren, wenn mein Mann mit unseren Wagen auf Dienstreise unterwegs ist.“
Der Mann hinter der Theke schob mir eine Visitenkarte zu. „Hier eine Pension in der Nachbarstadt. „Er beugte sich vor zu mir. „Sie ist gleich neben dem Nachtclub“, flüsterte er mir augenzwinkernd zu und warf einen kurzen Blick auf die Frau mir gegenüber, der er ebenfalls eine Visitenkarte überreichte, wortlos.
„Können Sie gleich nachfragen, ob da auch für mich ein Zimmer frei ist.“ Sie schaute mich mit einem tiefen Seufzer an. „Dann können Sie mich auch gleich dahin mitnehmen.“ Sie schien erst jetzt zu bemerken, wie verfänglich ihre Bitte war.
Als ich mich am Handy in der Pension in der Nachbarstadt nach zwei Einzelzimmern erkundigte, erfuhr ich, dass wir einfach vorbeikommen sollten. Man würde schon eine Lösung finden.
Unterwegs auf der Fahrt machten wir uns endlich namentlich bekannt. Wulff Triebsch stellte ich mich vor, sie hieß Claudia Thun.
„Ist ja nur für eine Nacht“, meinte sie, als wir vor dem Eingang der Pension eintrafen und sie lange auf das Schild ‚Nightclub‘ daneben blickte. „Nachher kommen die Leute noch auf dumme Gedanken, wenn man hier gesehen wird.“

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