Bondage art

Lost in transformations - Teil 1

7 24-37 Minuten 1 Kommentar
Bondage art

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Yupag Chinasky

Beide standen demütig vor dem Alten und warteten darauf, ihr Honorar zu erhalten. Das Mädchen gesellte sich zu ihnen und jeder erhielt ein verschlossenes, dickes Kuvert. Der Alte zeigte sich zufrieden und leutselig und fand sogar ein paar anerkennende Worte. Die beiden Männer nahmen den Brief mit mehrfachen, devoten Verbeugungen entgegen und auch das Mädchen versuchte es ihnen gleichzutun. Ihre Verbeugung missriet jedoch, es reichte nur zu einem unbeholfenen Vorrecken des Oberkörpers, vielleicht wegen der Malträtierung oder weil sie derartige Zeremonien nicht gewohnt war. Dann gingen die drei und ließen den Alten allein.
Beim digital artist hatte sich die Dropbox nach und nach mit den Dateien des korrekten Fotograf gefüllte. Er hatte die Bilder geöffnet, gesichtet, sortiert und einige wenige ausgewählt, die er am nächsten Tag weiterbearbeiten wollte. Er war mit diesen ersten Fotografien nicht so recht zufrieden. Er kannte Bilder von gefesselten Frauen aus dem Internet. Er hatte sich bei der Vorbereitung für seinen Auftrag Dutzend angesehen. Diese, die nun auf seinem Monitor erschienen, waren konventionell, nicht anders als die üblichen. Sie boten keine Abweichungen, keine Überraschungen, keine neuen Ansätze. Was er sah, war nicht viel mehr als Abfotografiertes, verpacktes, hängendes Menschenfleisch, konventioneller Schrott. Er war vorsichtig mit seinem Urteil, weil er sich selbst mit diesem Thema noch nie auseinandergesetzt hatte, geschweige denn eigene Aufnahmen gemacht hätte. Für ihn war bonding art Neuland, eine Kunst, von der nicht einmal unbedingt behaupten würde, dass sie gefiele, aber er hatte sich nun einmal auf den Auftrag eingelassen und er musste das Beste daraus machte. Das war sein Job, das war die Herausforderung, er brauchte solche Jobs, er liebte Herausforderungen.

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Shibari

schreibt N8Dreams

Eine ungewöhnlich gute Geschichte, mal was Anderes. Man ist neugierig darauf, wie es weiter geht.

Gedichte auf den Leib geschrieben