Bondage art

Lost in transformations - Teil 1

7 24-37 Minuten 1 Kommentar
Bondage art

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Yupag Chinasky

Er fand viele langweilig, uninteressant, protzig, nur geschaffen, um einem Massengeschmack zu genügen. Eines musste man ihm lassen, diesem alten Fuchs, Geschmack hatte er. Wenn er diese Werke tage- oder wochenlang in seinem privaten Museum zwischenlagerte und er sie täglich sah, kamen ihm oftmals bessere Ideen. Der Gedanke, selbst Kunst zu schaffen, eigene Werke herzustellen und zu verkaufen, machte sich immer mehr breit. Er kam zu dem Schluss, dass keine Kunst, keine Literatur, nichts in der Welt des Schönen und Erhabenen so gut ist, wie das, was man selbst schafft. Befriedigung erhält man nicht durch Konsumieren und schon gar nicht durch Handeln, sondern nur durch produzieren. Diese Gedanken hegte und pflegte er und nun stand er kurz davor, sie zum ersten Mal in die Tat umzusetzen. Natürlich war er handwerklich völlig unbegabt, hatte keinerlei Erfahrung im Herstellen eigener Kunstwerke. Er machte auch keine Anstalten, sich in Malerei, Photographie oder Kalligrafie, in das Herstellen von Tontöpfen oder das Färben von Stoffen zu versuchen. Aber er hatte außer seinem guten Geschmack auch viel Fantasie und er konnte Kunst von Kitsch unterscheiden. Er wusste, was die Leute mit Geld kaufen wollten, er wusste, was sich zum Waschen eignete, und er wusste, dass er sich selbst irgendwie verwirklichen wollte, sich selbst in die Kunstszene einbringen wollte. Er hatte immer gemacht, was er wollte. Das war sein Wesenszug, das war der Grund seines Erfolgs, in der Firma, in seinem bisherigen Leben. Er war intelligent, bauernschlau, zäh, durchtrieben und absolut egoistisch. Ein Egomane und rücksichtsloser Verfechter seiner Ziele. Auch jetzt wusste er schon bald, wie er seine Vorstellungen umsetzen könnte. Ob er auch auf dem Kunstmarkt mit seinen eigenen Werken Erfolg haben würde, war ihm ziemlich egal, denn Geld hatte er reichlich, mehr als genug, mehr als ein alter, isolierter, in eine Traumwohnung verbannter Mann, je würde ausgeben können. Geld scheffeln war allenfalls ein Kriterium, ein wichtiges, wenn er darüber nachdachte, vielleicht sogar das einzige, um sich selbst und anderen zu beweisen, dass man gut und erfolgreich ist, als Künstler und als Kunstverkäufer und als Mann. Und erfolgreich wollte er sein, immer noch oder erst recht.

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Shibari

schreibt N8Dreams

Eine ungewöhnlich gute Geschichte, mal was Anderes. Man ist neugierig darauf, wie es weiter geht.

Gedichte auf den Leib geschrieben