Zwar war ich mit den Ringen meiner Muschi, und dem Geschenk des Römers, relativ reich. Aber konnte ich es auch wagen, diese Kostbarkeiten einzutauschen, ohne beraubt zu werden? Ich war eine schwache Frau in der Fremde. Nichts weiter, als schutzloses Freiwild...
Scheu schlich ich auf dem Markt umher. Der appetitliche Geruch von frisch Gebratenem und Geräuchertem, sowie allerlei Süßspeisen, ließ meinen Hunger bald über die gebotene Vorsicht triumphieren. Bei einem fahrenden Schmuckhändler versuchte ich schließlich mein Glück.
Lange untersuchte er das diamantbesetzte Schmuckstück. Dann lächelte er gefährlich.
„Hast ihn wohl deiner Herrin gestohlen? Ich gebe dir drei Silberlinge dafür“, ...zwinkerte er verschwörerisch. „Denke nicht zu lange nach, sonst rufe ich die Stadtwachen.“
Ich schätzte jeden der kleinen Steine auf zwei Goldstücke. Und die aufwendige Fassung, wäre wahrscheinlich noch einmal das gleiche Wert gewesen. Aber ich war in seiner Hand. Und ich zweifelte keinen Augenblick daran, dass er mich verraten würde. Doch sah ich auch die Gier in seinen Augen. So fasste ich Mut, und verlangte sechs Silberlinge und die gleiche Menge in Kupfer. Denn würde er die Wachen rufen, wäre sein Geschäft schließlich auch geplatzt.
Unter Flüchen und Verwünschungen zahlte mir der Gauner die Summe in die Hand. Ich verdrückte mich schnell in die Menschenmenge, und ließ mich von ihr ans andere Ende des Marktes tragen. Ich kaufte nur rasch einen Fladen und zwei Putenschenkel. In einer kleinen Seitengasse, verschlang ich meine erste Mahlzeit in tierischer Gier.
Nachdem ich meinen Hunger gestillt hatte, löschte ich an einem öffentlichen Brunnen auch den Durst. Dann drang ich tiefer in die Gasse vor, und fand einen blinden Schuhmacher. Meine armen Füße waren schon ganz wund und zerschrammt, von der barfüßigen Flucht. So entschloss ich mich, mir ein paar bequeme Sandalen anfertigen zu lassen.
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