Es war wieder einmal Buß-Freitag und die Klosterbrüder waren nervös. Während der kürzlichen Abwesenheit des Priors war doch ein gewisser Schlendrian eingekehrt und einige der Brüder hatten ihre mehr oder weniger großen Sünden bei Anastasios gebeichtet und harrten nun der Urteile.
Das Abendessen verlief fast schweigend. Dann wechselten sie in die Kapelle zum üblichen gemeinsamen Gebet. Doch vorher wurde noch Gericht gehalten.
Sie knieten in den Bänken mit gesenkten Köpfen. Bruder Anastasios trat an die Kanzel und nahm sein Buch hervor. Er verlas einige Namen und die zugehörende Strafe dazu. Es gab für einige Gebete, besondere Arbeiten, für zwei auch Züchtigungen in den eigenen Räumen.
Dann kam die letzte Verkündung.
„Bruder Melchior trete hervor“, seine Stimme war laut und fest.
Bruder Melchior stand langsam auf und begab sich nach vorne und kniete nieder. Er hatte die Hände zum Gebet gefaltet und den Kopf gesenkt.
„Du hast gesündigt, Deinen fleischlichen gelüsten freien Lauf gelassen. Ich verurteile Dich zu fünfundzwanzig Hieben mit der Weidengerte. Es ist das erste Mal und daher ist die Strafe so milde! Ich erwarte, dass Du Dich während er Prozedur bei Gott für die Strafe bedankst und Deine Sünde bereust!“
Melchior zuckte zusammen. Er wusste, wie heimtückisch die Weidengerten waren. Sie waren dünn, sehr elastisch und hatten auch kleine Unebenheiten, die die Haut aufrissen. Sie brannten auf der Haut und der Schmerz fraß sich tief in den Körper. Es war tatsächlich das erste Mal, dass er so eine harte Strafe bekam. Bisher waren es immer Gebete oder besondere Arbeiten, die er durchführen musste.
Er entledigte sich mit geschlossenen Augen der Kutte und stand, mit dem Rücken zu den Mitbrüdern, nackt vor Anastasios. Dieser deutete auf den Boden und er legte sich ergeben hin.
Brennende Leidenschaft
Das Etablissement II
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