Dichter Qualm drang herein, draußen war die Hölle los. Die Brüder liefen mit Holzeimern voll Wasser herum, gossen es ziel- und planlos überall hin und alle schrien.
Nikolai hatte Lydia den Umhang übergeworfen, sich selbst die Beinkleider angezogen und zog sie hinter sich her.
„Komm in die Kapelle, die ist ganz aus Stein, dort finden wir vielleicht Schutz!“
Er zog sie hinüber.
Vor dem Turm der Kapelle standen schon einige der Klosterbrüder und starrten in den Glockenturm hinauf. Dort oben stand Prior Kyrill. Er schwang einen Strang der Glocke, läutete und schrie irgendwelche Gebete, während die Flammen schon auf den Turm übergriffen.
Neben ihm stand Pawlow mit weit aufgerissenen Augen, den anderen Glockenstrang um den Hals geschlungen und versuchte sich mit den Händen am Strick zerrend, zu befreien. Doch Prior Kyrill hatte ihn so fest im Griff, dass es ihm nicht gelang. Dann stieß er mit einem Ruck den Körper des jungen Seminaristen über die Brüstung, dieser zappelte noch einige Male, dann hing sein Körper leblos herab. Kyrill schwang den anderen Strang weiterhin und rief dabei Gott an, sang dazwischen.
„Das war Luzifer, er soll brennen!“, schrie er immer wieder, während die lodernden Flammen an seiner Soutane hinauf züngelten.
„Er hat Pawlow getötet, er hat das Kloster angezündet!“, schrie einer der Brüder. Lydia begann zu weinen.
Plötzlich drehten sich Einige um und starrten Graf Nikolai und Lydia an. Sie begriffen offenbar schnell und einer griff zu einem herumliegenden brennenden Holzscheit und hob es in die Höhe, um es auf sie zu schleudern.
„Ihr seid schuld, Ihr habt die Sünde zu uns gebracht, das hat den Prior verrückt gemacht!“
Sie wussten es nicht besser.
Graf Nikolai zerrte Lydia hinter sich her und sie flüchteten hinüber zum Frauenkloster. Dort standen die Schwestern an den Fenstern, hielten Kruzifixe hinaus und beteten.
Brennende Leidenschaft
Das Etablissement II
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Brennende Leidenschaft
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