Auch das Gesicht der Frau war bemerkenswert, vor allem deshalb, weil sich sein Ausdruck kaum veränderte. Sie schaute immer etwas skeptisch, nicht unfreundlich, zurückhaltend und neugierig zugleich. Dieses Gesicht war sehr hübsch, keine Frage, ebenmäßig, mit großen Augen, einer geraden Nase und vollen, aber nicht wulstigen Lippen. Am meisten aber faszinierten ihn diese Augen, ausdrucksstarke, dunkle Augen, die diesen interessierten und etwas traurigen Blick hervorriefen und die ihn sehr intensiv anschauten. Geheimnisvolle Augen, die er so schnell nicht vergessen würde. Als sie neben ihm saß, hatte er das Gefühl, dass sie den Blick nicht von ihm wandte, selbst wenn er nicht zu ihr hinschaute und sich auf die Straße konzentrierte. Die Erleichterung, dass er angehalten und sie mitgenommen hatte, konnte man ihr ansehen und auch hören, sie bedankte sich mehrfach, kein Wunder, bei der Hitze und dem schweren Gepäck. Ob sie noch lange auf den Bus warten müsse, begann er die Unterhaltung. Der Nächste käme erst gegen Abend, war ihre Antwort und dann erzählte sie, dass sie ihre Töchter zu ihrer eigenen Mutter, also deren Großmutter in die Stadt gebracht hatte. Sie lebten dort unter der Woche, damit sie in die Schule gehen könnten. Sie seien 14 und 16, gute Schülerinnen, gute Kinder, aber von ihrem Haus aus sei es unmöglich, jeden Tag in die Schule und zurück zu fahren. Sie wohne so abgelegen, da käme sie auch nicht per Anhalter hin, weil auf dem Weg nie jemand fahren würde und sie müssten immer erst eine halbe Stunde laufen, um bis zur Landstraße und zum Bus zu kommen. Sie kämen fast jedes Wochenende trotz der beschwerlichen Anfahrt. Wie lange die beiden noch gerne zur Mama kommen würden, wisse sie nicht, weil es in ihrem Haus doch sehr einsam und langweilig sei und weil beide in der Stadt inzwischen Freunde hätte und besonders die Ältere, ein sehr hübsches Mädchen, von den chicos umschwärmt würde, was natürlich schöner sei, als sich in der Wildnis zu langweilen.
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