Der Brunnen

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Der Brunnen

Der Brunnen

Yupag Chinasky

Ab und zu würde sie die Töchter begleiten, wenn sie früh am Montagmorgen in die Stadt zurückkehrten, um dort all das einzukaufen, was es in dem Dorf nicht gab und das sei fast alles. Was sie denn in dem Sack habe, wollte er wissen und ihre Antwort: Zement. Ihr Küchenboden müsse dringend repariert werden und in ihrer cooperativa, wo sie arbeite, gäbe es schon seit Monaten keinen Zement. Dort gäbe es gar nichts, kein Geld um die Arbeiter angemessen zu bezahlen, kaum Lebensmittel, nur das Notwendigste auf libreta, dem Büchlein mit den Bezugsscheinen und ab und zu Konserven aus China. So etwas wie Seife oder Deo seien aber Fremdwörter. Warum sie denn an der Haltestelle stehe, wenn der Bus erst viel später komme, wollte er nun wissen. Sie habe den richtigen Bus, den Mittagsbus zu ihrem Dorf verpasst, und musste einen nehmen, der an der Kreuzung abbog und in eine andere Richtung fuhr. Sie habe gehofft, dass bald jemand kommen und sie mitnehmen würde, das sei normal in diesem Land, dass man mitgenommen wird, aber ausgerechnet heute sei kein Auto gekommen, eine ganze Stunde lang kein einziges Auto, das in ihre Richtung fuhr. Es sei zum Verzweifeln und deswegen sei sie so froh, dass er vorbeigekommen und sie mitgenommen habe.

Dann folgten auf den restlichen Kilometern bis zu dem Dorf die üblichen Fragen, wo er herkomme, aus welchem Land, was er hier tue, wo er hin wolle. Während sie redeten, warf er immer wieder kurze Blicke auf diesen wunderschönen Busen und die halbnackten Beine und in diese faszinierenden Augen. Sie bemerkte es natürlich, weil sie ihn ständig anschaute. Sie schien gegen diese Blicke nichts zu haben, jedenfalls ließ sie sich nichts anmerken, im Gegenteil, auch ihr schien es zu gefallen, dass sie zusammen in einem engen, heißen Auto saßen, gemeinsam schwitzten und Blicke austauschten. Lieber im Auto schwitzen, dachte er, als an dem Bus Stopp warten müssen.

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