Der Buchhändler

16 19-30 Minuten 0 Kommentare
Der Buchhändler

Der Buchhändler

Michael Müller

„Du bist also Bi“

„Sind nicht alle Menschen Bi? Wir werden nur zu einer Norm getrieben – erzogen. In einigen Gesellschaften fällt es Niemanden auf, wenn Männer Hand-in-Hand gehen, sich zur Begrüßung umarmen und küssen. Dabei hatten viele Männer homoerotische Erlebnisse in ihrer Pubertät. Aber kaum einer wird sich dazu bekennen.“

„Frauen haben's da leichter, meinst Du?“

„Ich denke, ja. Hattest du nie was mit einer Freundin?“

Lisa drehte nachdenklich ihr Weinglas zwischen ihren Fingern. „Ich denke, über Sexualität wird sehr selten gesprochen. So im Detail, meine ich. Ich gebe aber zu, dass mich die Vorstellung, dich mit einem Mann beim Liebesspiel zu beobachten erregt.“

Nach einer Pause sah sie Leo an: „Hast du ihn gefickt?“

Leo nickte.

„Er dich auch?“

„Nein. Otto ist immer der weibliche Teil unserer Spiele gewesen“

Lisa sah sich im Lokal um. „Hoffentlich hört uns niemand zu“ sagte sie.

„Genau das ist es was ich meine: über sexuelles spricht man nicht! Würden wir Kochrezepte austauschen oder uns über Autoreparaturen unterhalten – ja, sollen die Leute doch hören was wir zu sagen haben! Siehst Du das Paar dort am Ecktisch? Stell Dir vor, ich gehe hin und sage >Ich bin erst gestern hier eingezogen. Können sie mir sagen wo ich hier in der Nähe dieses oder jenes Geschäft finde< Wahrscheinlich würden sie mir einige Läden nennen und mich vielleicht sogar an ihren Tisch bitten. Und jetzt stell dir vor, ich gehe hin und frage >Sie erscheinen mir sehr erfahren in Liebesdingen. Können sie mir einen Rat geben, wie ich meine Freundin am besten oral befriedigen kann?< Vermutlich würden sie den Kellner bitten, mich vor die Tür zu bringen oder die Polizei rufen.“

Lisa schwieg.

„Verstehst du was ich damit sagen will?“ hakte Leo nach.

Lisa nickte. Dann breitete sich ein Lächeln in ihrem Gesicht aus. „Du willst damit sagen“ antwortete sie nun laut „du hast keinerlei Erfahrung und Kenntnisse mit Oralsex“

Sie sahen einander an. Plötzlich begannen beide laut zu lachen.

„So kann ein ernstes Thema abgewürgt werden“ beendete Leo das Gespräch. Er setzte sich näher zu Lisa, legte einen Arm um ihre Schultern und zog sie an sich. „In den nächsten Stunden werde ich dich von der Falschheit deiner Schlussfolgerung nachdrücklich überzeugen.“

Klicke auf das Herz, wenn
Dir die Geschichte gefällt
Zugriffe gesamt: 6992

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.

Gedichte auf den Leib geschrieben