Bück dich!

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Bück dich!

Bück dich!

Anita Isiris

" Auf Tims Geheiss schlüpfte ich aus meinem Rock. Eine kurze Zeitlang fühlte ich mich unsicher. Was würde er mit diesen Unterwäsche-Fotos anstellen? Internet? Internet Relay Chat? Homepage? Hatte ich da eventuell auch Persönlichkeitsrechte? Das fragte ich mich vor allem, als er sich erneut hinlegte und mich "von unten" fotografierte. Worauf zoomte Tim jetzt? War mein Slip durchsichtig? Was würden die Fotos über meine Venus verraten? Ich wurde ernst. "Tim", sagte ich, "hast Du nicht bald genug "Licht-Schatten-Bilder?". "Ich kann einfach nicht genug kriegen, wenn ich ehrlich bin", sagte er und meinte es ehrlich. Erneut musste ich mich ans Fenster stellen, auf den Zehenspitzen gehen, mich auf der staubigen Matratze in der Ecke räkeln. Tim hielt alles fest. Dann verlangte er, was ich schon längst erwartet hatte. "Kannst Du jetzt Dein Höschen ausziehen?". Er bekam richtige Fotografen-Stielaugen, als ich mein letztes Textil abstreifte. "Hier bin ich, so wahr ich Anita Isiris heisse", versuchte ich, meine Verlegenheit zu überspielen. "Mmmmh..." Er brummte nur und schätzte mich ein. Classic Model? Hardbody? Hängebrüste? Bauch... Ich fand meinen Bauch bisher stets sehr weiblich, aber in diesem Moment... schien er mir intimer als die Zone zwischen meinen Schenkeln. "Anita... bück Dich jetzt bitte." "Was soll das? Wieso muss ich mich..." "Weißt Du, ich fotografiere jetzt Licht-Schatten-Körperlandschaften." So nannte man das also. Ich mag sie nämlich überhaupt nicht, diese Pobilder, die im Penthouse und ähnlichen Heftchen zu sehen sind. Frauen von hinten, die wirken, als würden sie auf etwas warten. Pfirsichfotos meine ich, worauf Frauenhintern in Nahaufnahme zu sehen sind, mit allem, was zwischen den Pobacken liegt. Im besten Fall leicht gespreizt, eine rosa Stelle, die Rosette, dann der Damm mit dem Übergang zu den Schamlippen in ihren unterschiedlichsten Verlaufsformen. Weißt Du, was für Fotos ich meine, lieber Leser? Für meinen Geschmack sind sie etwas entwürdigend, aber ich bin eben eine Frau. Dann bückte ich mich nach vorn. Tim fotografierte erst mal diskret von der Seite und trat dann mit einem entschlossenen Schritt hinter mich. "Noch etwas weiter nach vorn, Anita." "tsss, tsss, tsss" machte der Auslöser. Was er jetzt wohl heranzoomte? Ich fragte nicht nach. Irgendwann war es mir egal. Ich habe ja nicht mehr als einen ganz gewöhnlichen Frauenkörper. Dann bat er mich zur Vierfüssler-Stellung, hohles Kreuz, Ihr wisst schon. Tims Stimme klang gepresst; er atmete schwer. Hätte er mich berühren wollen, streicheln, kitzeln vielleicht? Da war aber diese Kamera zwischen uns. Fotografenschicksal.

Ich zog mich an, lächelte Tim noch einmal zu und eilte die Treppe hinunter. Meine nächste Vorlesung wartete, und der Tag nahm seinen Lauf, so, als wäre nichts geschehen. Tim bin ich nie mehr begegnet.

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