„Die ist nicht ungeschickt, die Kleine. Morgen lasse ich sie an die Puppen.“
Sie schnürte ihre Superbikestiefel und nahm Rucksack und Sturzhelm vom Garderobenhaken.
„Ich muss los. Hab noch einen Termin im Nagelstudio. Tschüssikowski!“
Sie drückte der Freundin einen flüchtigen Kuss auf die Wange und rauschte davon.
Famke blätterte wieder in ihrem Fotoalbum und breitete Werbeplakate auf der Liege aus, als Celina das Büro betrat.
„Die Warenständer sind wieder eingeräumt. Die leeren Kartons habe ich weggebracht. Liegt sonst noch was an?“
„Für heute ist es genug, danke. Morgen kannst du Mandy beim Umkleiden der Schaufensterpuppen helfen. Jetzt mach mal Feierabend. Ich habe noch ein wenig zu tun hier.“
Neugierig betrachtete das Mädchen die Plakate.
„Was machst du mit den ganzen Postern?“
„Die Werbung im Verkaufsraum muss immer mal wieder aktualisiert werden. Die neuen Plakate habe ich von der diesjährigen Fachmesse mitgebracht. Jetzt versuche ich, eine Auswahl zu treffen.“
„Darf ich dir dabei helfen?“
„Wenn du nichts Besseres vorhast, gerne. Welche sechs Models würdest du denn auswählen?“
Celina blätterte die Mappe mit den DIN A3-formatigen Hochglanzfotografien durch. Schließlich nahm das Mädchen ein halbes Dutzend Fotos aus den Klarsichthüllen und legte sie auf den Schreibtisch. Famke musterte sie dabei aufmerksam.
„Lass´ mal sehen…Anhi Gonzales, Marta Gut, Alessandra Ambrosio, Klaudia el Dursi, Cameron Russel, Natalia Paris…Gratuliere, eine gute Wahl! Sehr ästhetisch. Dann lass uns mal sehen, welche der schönsten der schönen ihren Platz räumen müssen.“
Sie gingen hinüber in den Verkaufsraum. Famke deutete auf die Poster, die ausgedient hatten.
„Die Casta und die Lima kannst du morgen abnehmen. Ebenso die Fontana, die Botes und die Bündchen. Und hier, die Gemma Atkinson hängt auch schon viel zu lange. Die Balkonette haben wir gar nicht mehr im Sortiment…“
„Ihr seht euch sehr ähnlich.“
„Wer sieht sich ähnlich?“
„Du und die Atkinson. Die Figur, die Frisur, man könnte meinen, ihr seid Schwestern. Das ist mir schon aufgefallen, als ich mit meiner Mutti hier war.“
Famke erinnerte sich noch sehr genau an Celinas seltsamen Blick im Spiegel. Dieser Blick hatte sie noch wochenlang aufgewühlt...
Am nächsten Tag nahmen Mandy und Celina die Posterrahmen von den Wänden und tauschten die Plakate aus.
„Wunderbar!“ lobte Famke die beiden, die auf Klappleitern stehend mit Schraubendreher und Saitenschneider letzte Korrekturen vornahmen. „Die neuen sind eine wahre Augenweide.“
„Warte erst mal, bis die Puppen fertig sind.“ prophezeite Mandy und stieg von ihrem luftigen Arbeitsplatz. „Celina, hole doch mal die neuen Ausstellungsstücke aus dem Lager.“
Das Mädchen entpuppte sich mehr und mehr als wertvolle Mitarbeiterin. Schon kannte sie sich mit den verschiedenen Labels und den Größentabellen aus, als ob sie noch nie etwas anderes gemacht hätte. Nach wenigen Stunden präsentierte sich die gesamte Schaufensterpuppenfamilie einschließlich der Torsi in neuem Outfit.
„Fehlt nur noch Brigit.“ stellte Mandy fest und machte sich auf den Weg ins Lager.
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