Carlotta gibt einen Fotokurs

Peep - Das Haus der 80 Augen

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Carlotta gibt einen Fotokurs

Carlotta gibt einen Fotokurs

Reinhard Baer

Anfang September, meine Appartementanlage ging ins zweite Jahr, überredete ich Carlotta, doch mal einen kleinen Fotokurs für unsere Bewohner anzubieten. Vielleicht mal so drei Abende. Ich hatte auf Ihrem Rechner ihre Arbeiten gesehen (natürlich ohne ihr das auf die Nase zu binden) und war sehr angetan davon. Von ihren Voyeurfotos mal abgesehen, die aufgrund der häufig schwierigen Licht- und ‚Arbeits‘-bedingungen häufig weder technisch noch künstlerisch besonders wertvoll erschienen, hatte sie drei Bereiche im Portfolio, wo ich echtes Talent sah. Das waren zum einen ‚Natur- und Landschaftsfotografie‘, mit ihrem Studium zusammenhängend ‚Tier- und Pflanzenfotografie incl. Makrofotografie‘ und zum dritten ‚erotische Fotografie‘. Sie hatte wirklich ein Talent dafür, Menschen, natürlich im Regelfall Frauen, erotisch ins ‚rechte Licht‘ zu rücken. Während unserer vielen gemeinsamen Stunden im ‚Regieraum‘ in den letzten acht Wochen sprach ich sie irgendwann unauffällig auf das Thema an. Sie gab bereitwillig Auskunft und zeigte mir auch ihre Arbeiten aus den drei letztgenannten Bereichen, inklusive der erotischen Aufnahmen. Nur ihre Spannerfotografie verbarg sie vor mir. Jeder hat so seine Geheimnisse, gell?
Zu den erotischen Fotografien erzählte sie mir, dass das sogar ein kleines Zubrot wäre. Im Bekanntenkreis hätte sie sich schon einen Namen gemacht und zufriedene Kundinnen hätten sie immer weiter empfohlen. Daher verfügte sie inzwischen nicht nur über eine ordentliche Kameraausrüstung, sondern auch über einige Lampen und Schirme, um überall ordentliche Lichteffekte zaubern zu können, denn normalerweise besuchte sie ihre Kundinnen in ihrer eigenen gewohnten Umgebung. Ein bisschen verschämt gestand sie mir dabei, dass der eine oder andere Fotoabend auch in einem ‚One-Night-Stand‘ geendet hätte.
Sie machte also einen Aushang an unserem Schwarzen Brett im Erdgeschoss. Der Kurs sollte Mitte September starten, drei Abende innerhalb von drei Wochen laufen, an den Samstagen dazwischen bot sie sich für kleine Foto-Exkursionen an, um das Gelernte in die Tat umzusetzen. Eine Teilnahmegebühr wäre nicht vorgesehen, aber jeder könne nach seinen Möglichkeiten, wenn er möge, etwas in einen Spendentopf werfen. Teilnahmeinteresse wäre bitte in der beigefügten Liste einzutragen. Es meldeten sich tatsächlich sieben unserer 23 Hausbewohner (einschließlich mir). Das fand ich doch ganz ordentlich. Darunter waren Jenny, Sabine und die vor ein paar Monaten eingezogene Svenja. Von den Jungs Sebastian und Tim. Auch Katja meldete sich an, und das brachte mich auf die nächste Idee.

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