“
Er bedankte sich und wünschte nochmal eine gute Nacht. Ich verschloss die Haustür von außen, dann setzte ich mich ins Auto. Ich wartete eine Viertelstunde, aber das Handy blieb stumm. Ich startete den Motor der Limousine und rollte Richtung Tor. Es öffnete sich wieder automatisch, ich gab Gas. Es war schon fast Mitternacht. In 20 Minuten würde ich zuhause sein. Um 3.00 klingelte schon wieder der Wecker, weil ich ja um vier Uhr wieder zur Verfügung stehen sollte.
Ich zog die Klamotten aus, legte sie sorgfältig über das Bügelbrett. Eine Vorgabe war, stets ein weißes Hemd mit Krawatte und einen grauen Anzug zu tragen, dazu schwarze Schnürschuhe, keine Slipper. Wie jeden Abend bestand meine letzte Amtshandlung darin, meine Schuhe zu putzen und zu polieren. Ich besaß fünf Paar schwarze Schuhe, sie waren handgearbeitet und hatten den klassischen Oxford-Schnitt. Großen Wert legte ich auf das Innenfutter und die Innensohle. Das musste vom Feinsten und vor allem atmungsaktiv sein, damit die Füße nicht unnötig schwitzten. Denn manchmal trug ich die Schuhe 15 oder 16 Stunden am Stück. Im Kofferraum der Limousine befand sich in einem Karton eines von den fünf Paaren, das als Reserve fungierte. Ich hatte den Spleen, jeden Tag ein anderes Paar Schuhe zu tragen, bzw. es ist besser ausgedrückt, wenn man sagt, kein Paar Schuhe zwei Tage hintereinander anzuziehen. Die müssen ja auch auslüften.
Als die Schuhe geputzt und ich mit dem Ergebnis zufrieden war, stellte ich den Weckruf meines Handys und den kleinen Reisewecker auf 3.00 Uhr. Unchristliche Zeit. Nach kurzer Zeit schlief ich ein.
Das Handy meldete sich zuerst, Sekunden später fand auch der Radiowecker, dass es Zeit sei, aufzustehen. Ich sprang aus dem Bett und stellte die Kaffeemaschine an. Ich hatte gestern schon Filter, Kaffeemehl und Wasser eingefüllt, so dass ich jetzt nur auf den Knopf drücken musste.
Chauffeur
18 8-13 Minuten 0 Kommentare
Chauffeur
Zugriffe gesamt: 10145
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.