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Das Geräusch der Dusche weckte ihn. Da es schon reichlich spät war, klopfte er, und bekam zum Abschied noch ein fröhliches Küsschen, dann stahl er sich vorsichtig davon.
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Das Frühstück war ein etwas hektisches Geschehen, denn bald würden die Tagungsteilnehmer wieder in alle Richtungen verschwinden, und manche hatten ihre eigenen Abreisezeiten, abhängig von Verkehrsmittel und Entfernung, andere hatten nach dem ausgiebig begossenen Abschluss am Vorabend wohl den Morgen etwas knapper geplant. Constanze traf er nicht an und er musste sich beeilen, um noch alles schnell zusammenzupacken.
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Vor dem Hotel sah er sie wieder. Nur standen sie da in einer Gruppe und warteten auf die Taxis. So konnte der Abschied nicht allzu vertraut ausfallen und K. hatte unauffällig ihre Nähe gesucht. Frau Dr. G. strahlte ihn an und sagte: Es war sehr angenehm, mit Ihnen zu tagen, ich hoffe wir sehen uns bald wieder. Dies war in unverbindlich-neutraler Höflichkeit vorgetragen, kein lasziver Unteren, kein Augenzwinkern, kein vertrautes Du als Merkmal der stattgehabten Annäherung, so dass keiner der Umstehenden hellhörig würde, die sich in wechselseitigem Händeschütteln ganz ähnlicher Wertschätzung versicherten und sicher gleich K. in die Reihe der zu Verabschiedenden einreihen würden.
K. wollte gerade zur Antwort ansetzen, da klingelte ihr Telefon. Erfreut begrüßte sie Herrn B., K.'s ungeliebten Kollegen, und bestätigte gerne den Termin der nächsten Konferenz, zu der er anreisen würde. Ja, sie freue sich schon auf das Treffen.
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K. kochte vor Wut, dass sie in wenigen Wochen mit diesem intriganten Schwein hier zusammentreffen würde, ausgerechnet mit dem.
Wahrscheinlich hatte er ihm während seiner Abwesenheit als nächste Konferenz die verdrießliche Altherrenrunde mit sauertöpfischer Bilanzbuchhaltergesinnung zugeschanzt, in der die Abendgestaltung in jenem altmodischen Provinzhotel im bierseligen Austausch angestaubter Anekdoten bestand, sein Albtraum.
Eine treulose Tomate war sie, diese Frau Dr. G.
Auch wenn sie ihm jetzt die Hand zum Abschied gab und ein kurzen, tiefen Blick ihrer Augen schenkte. Denn dann drehte sie sich ohne weitere Worte an ihn um mit ihrem Rollköfferchen und stakste in ihren Pumps weiter telefonierend zum Taxi - ohne noch einmal zurückzublicken.
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Und K.?
Da war er stets bemüht, bei den Damen nicht zu früh zu kommen, und war nun - zu spät.
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