Der gelegentliche Saunabesuch nach einer Tagung war für K. ein interessantes Ereignis, sofern sich Damen hierzu einfanden. Diese waren hier in der Mehrzahl aufgeschlossen, mehr noch, die Initiative ging meist von ihnen aus. Dies war K., der stets Gentleman bleiben und sich keinerlei derber Anzüglichkeiten verdächtigen lassen wollte, sehr am Herzen gelegen. So beschränkte er sich, wenn es so gar nicht zur Sprache kommen wollte, darauf, die Vorzüge der Wellnesseinrichtungen des Hauses beiläufig einfließen zu lassen, und auf Nachfrage eher zurückhaltend zu bestätigen, dass ihm das nach einem anstrengenden Tag eine angenehme Entspannung sei. Es hatte fast immer eine Aufforderung zum Treffen dort zur Folge, manchmal auch ein wenig kokett.
In vorgeblich neutraler Situation - wir sind doch aufgeschlossene, moderne Menschen ohne Komplexe - konnten dann nicht nur Leib und Seele in gewohnter Weise entspannt werden. Auch das Glied des Mannes, der Po der Damen, die Gestalt ihrer Brüste und Brustwarzen und vieles mehr waren einer unverfänglichen Begutachtung zugänglich.
Hierbei die Einhaltung der Balance zwischen diskreter Zurückhaltung und Vermeidung unhöflicher Ignoranz zu suggerieren bedurfte eines gut entwickelten Feingefühls, musste wie beim erheblich leichteren Flirt doch stets das erotische Interesse genauso als Möglichkeit im Raum stehen wie der Wunsch nach ausschließlich freundlichem Umgang miteinander.
Einer Dame zu nahe treten aber war nach seinem Empfinden wirklich ein unverzeihlicher Fauxpas. Präsentierte sich eine Frau attraktiv oder gar unter Ausstrahlung erotischer Signale, die eben auch allgemein und nicht gezielt auf einen Mann im Besonderen gerichtet sein konnten, so waren hieraus eben keine Rechte für Männer zu Übergriffen, sei es verbaler oder physischer Natur, abzuleiten. Dass derlei gesellschaftlich zunehmend geächtet und geahndet wurde, fand seine uneingeschränkte Zustimmung.
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