Chill-out mit Frau Dr. G.

Geschichten vom Anfang der Träume

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Chill-out mit Frau Dr. G.

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Stayhungry

Seine Stimmung war durchwachsen, so richtig war ihm nicht nach Smalltalk, und noch viel weniger nach Verlagerung der dienstlichen Erörterungen in den Abend hinein, wiewohl es in diesem Rahmen dazu gehörte. Natürlich beteiligte er sich oberflächlich an der Konversation an seinem Tisch, was nicht weiter auffiel, da es immer Menschen gab, die nur allzu bereitwillig das Gespräch an sich rissen.

Er aber konnte die intensiven sinnlichen Erfahrungen dieses Spätnachmittags nicht so ohne Weiteres ad acta legen. Nicht oft ergab es sich für ihn, dass schmerzliche erotische Sehnsüchte so unverhofft und befriedigend Erfüllung fanden. Die verstörenden Details der erlebten Ekstase geisterten durch seine Gedanken und seine Gefühle erinnerten jede der durchlebten Empfindungen wieder und wieder. Erregt war er und voller Melancholie, denn seine verstohlenen Blicke in ihre Richtung wurden nur selten erwidert und dann ohne diese tief ins Herz dringende nonverbale Versicherung des ich weiß, dass du weißt, dass ich weiß.

Immerhin hatte das ausdrückliche Angebot des Du verheißen, dass sie bei der nächsten privaten Begegnung nicht voll umfänglich so tun würde, als wären sie ausschließlich geschäftlich bekannt. Aber im Moment deutete alles darauf hin, dass er wohl der spontanen Lustbefriedigung dienlich gewesen war, ansonsten aber keine tiefer gehende Verwirrung der Gefühle in ihr ausgelöst hatte. Dies war etwas, das üblicher Weise Männern zugeschrieben wird. Aber K. war nicht so. Er brauchte das Liebesgefühl, die Sehnsucht, das aufrichtige Begehren, und so geschah es sehr selten, dass er versuchte, eine Gelegenheit in eine Begegnung zu verwandeln.

Ohnehin hatte er schwer mit sich gerungen, sich auf Affären einzulassen. Aber seine Gattin hatte ihm in vielen Auseinandersetzungen zu verstehen gegeben, dass die Zeiten wilder Erotik zu Ende wären, deren Wiederaufleben allein aus ihrem gelegentlichen Begehren zu erwachsen hatte, und dies alles auch gut so sei. Eine Gefahr sah sie daraus nicht entstehen, da sie ihn doch kannte, diesen Anhänger der Nibelungentreue.

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