Besorgt sah Rafael durchs beschlagene Fenster nach draussen. Ob Christina den Weg zu ihm überhaupt unter die Füsse nahm? Bei diesem Sturmwetter? Insgeheim hoffte er, das Gewitter sei erst losgebrochen, nachdem sie den Wald durchquert hatte. Die Umkehr lohnte sich nicht – sie suchte hoffentlich lieber bei ihm Schutz, den er ihr selbstverständlich gewähren würde – als sich auf den beschwerlichen Rückweg zu machen. In vielen Farben stellte er sie sich vor, seine Christina, wie sie mit triefenden Haaren unter der Tür stehen würde, die Kleider würden ihr am Leib kleben und ihren Körper preisgeben, so, als wäre sie bereits nackt. Rafael hatte sofort einen steifen Schwanz, seinen Schwanz, den niemand besser kannte als er selbst, seinen Schwanz, Lebenselixier, Freudenspender, Zeichen männlicher Prominenz in einem.
Rafael liess das Feuer züngeln, legte aber nicht nach. Die wertvolle Schlokoladesosse, die sich im Kupferkessel befand, durfte keineswegs anbrennen. Fünf Jahre lang hatte er gespart für diesen Moment. Fünf Jahre lang hatte er sich gewünscht, zusehen zu dürfen, wie Christina sich im Schokoladebad aalte, geil würde von den süssen, warmen Düften, wie er sich zu ihr setzen und mit ihr herumferkeln würde.
Nein, keine ordinäre Kochschokolade war das! Rafael hatte edle Milchschokolade aus der Schweiz zugesetzt, die ihm in regelmässigen Abständen vom Postboten gebracht worden war, in Abständen, kleinen Raten gleich, und Rafael hatte allmählich sein Vorratslager mit der Delikatesse gefüllt. Sein Geld allerdings war jetzt alle; eine Nacht mit Christina hätte er sich keineswegs leisten können. Das gewonnene Würfelspiel war daher seine Chance, sein Glück.
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