Christina schob ihr Becken ein wenig mehr zur Mitte des Bottichs, so, dass ihr Geschlecht Rafaels Füsse berührte. Dieser verhielt sich reglos. Er wollte die Dinge sich entwickeln lassen, sachte, gemächlich, aber stets und ewig.
„Der Waldhofbauer wollte mich gefesselt“, fuhr Christina mit einem Schmunzeln fort. „Er wünschte, dass meine Überführung an seinen Hof wie eine Entführung aussähe. Also hatte er zwei Knechte losgesandt, die an meiner Haustür die Glocke schlugen, laut und eindringlich. Als ich ihnen öffnete, packten sie mich wortlos in eine Pferdekutsche, wo ich, abgeschirmt von den Vorbeigehenden, eine Augenbinde verpasst bekam. Die Arme schnürten sie mir eng an den Leib, beliessen mir aber Beinfreiheit. Klar. Zwischen meinen Beinen befindet sich ja das, wonach Männer am meisten gieren. Mein kleines Punzerl“.
Christina lachte leise und rückte noch ein wenig näher an Rafael heran. Dieser liess seine Füsse an ihr ruhen.
„Die beiden Knechte wussten aber“, fuhr Christina fort, „dass zwischen meinen Schenkeln ein Verbot besteht, das das ganze Dorf zu respektieren hat. Sonst gehöre ich euch nicht mehr, euch Hungrigen! Wir fuhren also los, und ich ahnte, dass wir durch den Müllersforst fuhren, weil mich der Tannenduft in der Nase reizte. Schon oft war ich diese Strecke zu Fuss gegangen, etwa um Pilze oder Flechten zu suchen. Ich liebte die Gegend über alles, und ich war aufgeregt.
Was würde der Waldhofbauer mit mir tun? Die Kutsche ruckelte, schwankte, und ich wurde fast ein wenig seekrank. Endlich kamen wir zum Stehen. Die Augenbinde war ein wenig verrutscht und ich nutzte die Gelegenheit für einen Blick aus dem Kutschenfenster. Beinahe hätte ich einen überraschten Ausruf getan. Wir befanden uns ganz in der Nähe des Waldhofbauernguts. An dieser Stelle war der Wald noch tief und dicht. Es war helllichter Tag, mitten im Frühling, aber die Stelle, an der wir anhielten, war dunkel. Da stand ein Steinhaus, das ich noch nie gesehen hatte! Ich konnte gerade noch feststellen, dass auf der linken Seite des Steinhauses ein Höhleneingang zu sehen war. Dann richtete einer der beiden Knechte meine verrutschte Augenbinde, nicht ohne die Gelegenheit zu versäumen, mir an den Busen zu fassen. Derlei bin ich mich ja gewöhnt, aber ich war, wie gesagt, so aufgeregt, dass ich den Knecht derart knuffte, dass er fluchend aus der Kutsche fiel, in der neben mir kaum jemand zweites Platz fand.
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