Christinas erste Geschichte

Fortsetzung von: Christina und der Kupferkessel

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Christinas erste Geschichte

Christinas erste Geschichte

Anita Isiris

Wie Christina ihr Punzerl vor des Waldhofbauern Pfählung rettete

Eine Weile lang war es still. Nur das Sirren und das leise Knistern der Fackeln war zu hören. Christina machte es sich bequem, füllte den Raum aus, der ihr im Bottich zur Verfügung stand. Jetzt fand sie die Temperatur der flüssigen Schokolade angenehm. An die klebrige Konsistenz des Bottichinhalts musste sie sich allerdings erst gewöhnen. Ganz anders Rafael. Er war derart auf Christina fixiert, dass er auch klar gekommen wäre, hätte im Bottich gärende Jauche geblubbert. Hauptsache, diese wunderbare Frau war bei ihm und würde ihn eine Nacht lang unterhalten. Eine süsse, duftende, warme, liebevolle, aber auch stürmische, begehrliche, hemmungslose Nacht, in der der Nordwind an den Fassaden rüttelte und unentwegt versuchte, das Strohdach wegzutragen.

Christina lehnte sich zurück und blickte Rafael unvermittelt an. Sie lehnte sich zurück, und Rafael starrte auf ihren Brustansatz. Gewaltig, was sich da unter der Schokoladeseeoberfläche befand, wirklich gewaltig. Aber Rafael hatte Zeit. Er wollte geniessen, es werden lassen, genoss das Leuchten, das die Fackeln in Christinas Haar verursachten.

„Nun denn“, sagte sie. „Soll ich erzählen?“ „Ja“, antwortete Rafael mit belegter Stimme. „Ja, bitte.“

„Es ist nicht lange her“, begann Christina, „dass der Waldhofbauer mich zu sich bestellte. Der Waldhofbauer war, wie du bestimmt weißt, ein sehr reicher Mann, und alle dachten, er sei glücklich verheiratet und trage Sorge zu sich und seiner Familie – als er noch lebte.

In gewissem Sinne mag das ja sogar stimmen. Die Waldhofbauerntöchter sind rechtschaffen, des Waldhofbauern Weib trägt noch heute teure Kleider und verfügt über einen gut gefüllten Keller mit allerlei Delikatem.

Räucherschinken war schon damals des Waldhofbauern Weib Spezialität, und es liegt wohl an der Natur der Dinge, dass der Räucherschinkenduft an ihrem Leib haftet und sie ihn auch nach intensivem Schrubben in der Wanne nicht mehr ganz loswird.“

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