Der Wutanfall hatte nichts genutzt. Ob ich nun mit trotzig aufgeworfenen Lippen meine wohlbekannte “Will Nicht-Schnute“ zog, oder mit stampfenden Füßen unserem neu verlegten Parkett zusetzte, meine Eltern blieben doch unerbittlich. Es war zu Beginn der Sommerferien, als sich diese Geschichte ereignete. Ich war 18 und befand mich in einer ausgesprochen rebellischen Phase. Natürlich glaubte ich, über die wichtigen Dinge Bescheid zu wissen, und konnte mir demzufolge keinerlei gutgemeinten Rat anhören. Aus diesem Grund zogen es meine Eltern vor, ohne mich in den Urlaub zu fahren. Ich bettelte, dass sie es sich anders überlegen, aber das nutzte mir nichts. Mum und Dad reichte die Erinnerung an das letzte Jahr, um an ihrem Entschluss festzuhalten. Es blieb mir also nichts anderes übrig, weshalb ich sinnbildlich diese Kröte namens Betty schlucken musste. Tante Betty war eine alte Freundin meiner Eltern, die ich schon von Kindesbeinen an Tante nannte. Elizabeth Barnes wuchs mit meiner Mutter auf, da sie Nachbarkinder waren. Mama vertraute ihr bedingungslos, was auch den Umgang mit mir einbezog. Sie war eine hochgewachsene, schlanke Frau, die etwas Gouvernantenhaftes an sich hatte. Ich wusste, dass mich Tante Betty eher mit Skepsis betrachtete. Seit ich 18 geworden war, hatte sich unsere Beziehung deutlich verschlechtert. Das lag wohl an meinem frechen Betragen, dem meine Eltern kaum etwas entgegen setzten. Tante Betty erklärte oft genug, dass sie diese inkonsequente Erziehung nicht gutheißen konnte. Nun sollte ich also ausgerechnet die ganzen drei Wochen bei ihr verbringen! Ich fügte mich in mein Los, da mir keine andere Wahl blieb. An einem heißen Sommertag fuhr ich mir dem Taxi vor Tante Bettys Landhaus vor. Es war wunderschön in der Grafschaft Kent im Südosten Englands gelegen. Meine Augen leuchteten, als ich aus dem Auto stieg. Das Haus stammte aus der viktorianischen Epoche und es war atemberaubend.
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