Die blutjunge Küchenmagd hält ihr schneeweisses Hemd mit der linken Hand zusammen. Das hilft ihr aber nicht; das Dékolleté lässt einen prallen Busen erahnen. Das Mädchen wird von einem Mann bedrängt, den es müde abwehrt. Hämisch blinkt in seiner Hand eine Münze. Er hat das Spiel schon gewonnen. Wie soll das Frauenkind all das zusammenhalten und beherrschen? Das schwere Fleisch… den lüsternen Mann… den auf einer Platte ästhetisch hergerichteten Fisch… die drei erwartungsvollen Gäste… Der Fisch ist übrigens das einzig „Moralische“ am Gemälde. Er hätte den Verlauf der folgenden Geschichte spielend beeinflussen können – wäre er noch am Leben.“
Rafael schloss die Augen und versuchte, sich die Küchenmagd vorzustellen. Christina hatte ein Art, die Dinge sehr plastisch ins Wort zu setzen. So sehr sich Rafael auch mühte: Er sah in Gedanken nicht irgendeine Küchenmagd. Er sah Christinas Haar. Christinas Antlitz. Christinas Hände. Christinas Brüste. Sie sass bis zum Hals im Schokobad, ihm gegenüber, aber er wusste ja, was sich unter der Schokoladensossenoberfläche befand: Schwere, leckere Christinabrüste! Ein warmer, weicher Christinabauch! Eine glibbrigwarmleckere Christinamuschi!
Rafael öffnete die Augen und schaute Christina verträumt an. Diese lächelte und setzte ihre Erzählung fort.
„Es kommt Leben ins Bild. Mit einer Drehung ihrer breiten Hüfte wendet Lena sich vom Chefkoch ab. Ihn aber reizt es, wenn die Kleine sich wehrt. Mit einem klatschenden Geräusch lässt er seine massige Hand auf ihr Hinterteil niedersausen. Lena läuft rot an. Der steinerne Backofen steht offen; weiss glüht die Kohle. Lena steht zwischen dem heissen Herd und dem noch heisseren Maître de cuisine. Wie wird sie sich entscheiden? Der Meister aber lässt ihr keine Wahl. Die Frechheit, ihn abzuwehren, obwohl er ihr eine Münze anbietet, muss bestraft sein. Zuvorderst in der Küche versperrt eine breite Holzbank den Weg.
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