Tag für Tag registrierte Madame immer stärkere Rückfälle in schlechtes Benehmen, bis das Maß endlich voll war. Für die konsequente Erzieherin stand fest, dass Lena dieses Mal die Birkenrute auf ihrer Haut spüren sollte. Damit das ungezogene Mädchen den Sinn ihrer Strafe auch wirklich verstand und diese etwas länger vorhielt, ersann Madame einen Plan, den sie alsbald umsetzen wollte.
So nahm sie Lena auf einen Ausflug in das nahe gelegene Frankfurt mit. Unter dem Vorwand einige wichtige Besorgungen zu erledigen, bei denen sie des Mädchens Hilfe benötigte. Lena freute sich über diese Zerstreuung, und so fuhren die beiden an einem sonnigen Samstagmorgen los. Nachdem sie der Kutscher abgesetzt hatte, begannen die beiden Damen ihren Einkaufsbummel. Sie besuchten zuerst ein Wäschegeschäft, dann eine Damenschneiderei, und bald waren einige Einkäufe in Madames großer Tasche verstaut. Elsa war immer noch völlig arglos, als die Gouvernante mit ihr einen Korbmacherladen am Ende der Hauptstraße betrat. Es war kurz vor Mittag, als die Frauen in dem kleinen, hübsch eingerichteten Geschäft standen. Ein älterer Herr mit einer Brille trat hinterm Tresen hervor, und fragte sehr höflich nach den Wünschen der beiden Damen. Madame lächelte vergnügt, als sie ihren Wunsch vortrug. Lena spürte ein leises Unbehagen, das sich nun verstärkte.
„Ich habe ein etwas spezielles Anliegen, mein Herr! Wir benötigen eine gute, frische und saftige Birkenrute. Sie haben doch sicher eine solche vorrätig, die Sie uns auch empfehlen können?“
Lena schoss die Röte ins Gesicht! Schlagartig wurde ihr bewusst, was hier gespielt wurde. Dieser Ausflug könnte für sie kein sehr angenehmes Ende nehmen! Es schien ihr im Moment das Beste, sich so ruhig wie nur möglich zu verhalten. Lena versuchte so zu tun, als ob sie dies alles nichts anginge. Der siebzig Jahre alte, überaus sympathische Korbmacher lächelte freundlich, als er Madame antwortete.
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.